Bild: Cottonbro / Pexels
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Das neue Verpackungsgesetz – Lichtblick in der Verpackungsflut?


Einmal „zum Mitnehmen" bitte! Takeaway-Gerichte und Essenslieferungen werden immer beliebter und stellen die Gastronomie vor die entscheidende Frage: Einweg oder Mehrweg? 

Mit einem Gewerbeprofil kannst du Services, wie „zum Mitnehmen" der Nachbarschaft vorstellen (Bild: Mikhail Nilov / Pexels)


Kein Zweifel, der Trend zu zeitsparenden, bequemen und leckeren Gerichten „to go” ist nicht mehr zu stoppen, aber warum auch?
Gastronom:innen profitieren von den unendlichen, ortsunabhängigen Sitzplätzen in Parks und Wohnzimmern,
durch die sie noch mehr Kundschaft mit Köstlichkeiten versorgen können. 

Egal ob Lieferung oder persönliche Abholung
– ein Abend zuhause wird durch das Menü vom Lieblingsrestaurant manchmal eben noch schöner. 


Einen großen Haken hat das praktische Essen zum Mitnehmen aber leider doch:
In Deutschland entstehen durch Takeaway Einwegverpackungen
täglich 770 Tonnen Verpackungsmüll

Eine Zahl, deren Dimension auch der Bundesregierung zunehmend Kopfzerbrechen bereitet.

Denn der Verantwortung der im Netz kursierenden Bilder von in den Weltmeeren schwimmendem Plastik aus Europa kann sie sich längst nicht mehr entziehen. 

Ein Bild das beim Tauchgang leider keine Seltenheit mehr ist (Bild: Naja B. Jensen / Unsplash)

2021 fiel also der Entschluss: Es gibt neue Regelungen im deutschen Verpackungsgesetz, die sich nicht nur an Verbraucher:innen richten, sondern insbesondere an Gastronom:innen.


Das Verpackungsgesetz – Das ist neu für die Gastronomie

EU-weit sind Gastronomiebetriebe ab dem Jahr 2023 dazu verpflichtet, Mehrwegbehälter als Alternative zu Einwegverpackungen anzubieten.
Das gilt sowohl für Gerichte als auch für Getränke zum Mitnehmen.

Dem „Einmal zum Mitnehmen bitte” folgt also zukünftig die Frage
„Einweg oder Mehrweg?”, denn die Kundschaft hat in zwei Jahren die Wahl, sich für oder gegen Verpackungsmüll zu entscheiden.

Imbisse, Kioske, Spätkäufe & Co. bilden eine Ausnahme.
Sie sind jedoch verpflichtet, die Bestellungen in von der Kundschaft mitgebrachte Behälter abzufüllen, wenn diese es wünschen. Bestenfalls weisen sie sogar durch ein Schild auf die neue Möglichkeit hin.

Dabei gilt: Durch wiederverwendbare Verpackungen dürfen für Kund:innen im Vergleich zu Einwegverpackungen keine Mehrkosten entstehen.

Realisieren lässt sich das über alternative Mehrweglösungen und preislich angemessene Pfandsysteme.

Vorerst ausgenommen von den neuen Regelungen sind kleinere Gastronomiebetriebe mit bis zu fünf Mitarbeitenden, deren Ladenfläche nicht mehr als 80 Quadratmeter misst.

Verpflichtung oder Chance? – Die Hintergründe

Der Titel soll nicht in die Irre führen, denn einmal im Gesetz festgeschrieben, ist es eindeutig: Mehrweg wird zur Pflicht.
Doch ist es wie so oft eine Frage des Blickwinkels, ob wir das Glas oder in diesem Fall den Plastikbecher, als halb leer oder halb voll betrachten.

Stellen wir also das Gesetz einmal auf den Kopf und schieben die Verärgerung zur Seite, die uns ereilt, wenn mal wieder ein neues Reglement auf uns niederprasselt.
Was sind die Hintergründe und welche Vorteile birgt die Neuerung?

  • Die Wege des Mülls

Gepresst und unsortiert wird Müll aus Europa in andere Länder verschifft (Bild: Alex Fu / Pexels)


Recycling wird in Deutschland großgeschrieben. Tatsächlich verfügen viele deutsche Orte über fortschrittliche Entsorgungs- und Verwertungsanlagen.

Doch schaut man genauer hin, scheint es, als wolle man die Plastikflut lieber auslagern. Tatsächlich exportiert Deutschland jährlich etwa eine Million Tonnen Plastikabfälle in Länder wie beispielsweise Malaysia.

Damit ist Deutschland Exportmeister für europäischen Müll.
Leider kein Titel, der eine Auszeichnung verdient hat, denn was mit dem Müll passiert, verläuft sich meist im Ungewissen.

Ein kleiner Lichtblick:
Seit Januar 2021 ist der Export von Plastikmüll für alle EU-Staaten zumindest eingeschränkt.

Fakt ist aber:
Die Müllberge häufen sich in allen Lebensräumen und schaden Pflanzen, Tieren und Menschen. 

Im Sinne des nachbarschaftlichen Miteinanders kommt einem die ganze Problematik auch wirklich absurd vor: Würde ein wohlhabender Nachbar seinen gelben Sack in unserem Vorgarten platzieren, wären wir doch ziemlich empört. Und unser Nachbar hätte unter uns gesagt ziemlich kurzfristig gedacht, denn der nächste Fuchs würde Teile des Mülls auch in seinem Garten verstreuen.

Die kleine Anekdote verdeutlicht: Wir müssen uns gemeinsam um ein Umdenken in puncto Müll bemühen. Das gilt nicht nur für Gastronom:innen und ihre Kundschaft, sondern insbesondere für Politiker:innen und große Unternehmen.

  • Vom Müll zur Nahrung

Leider landen die wertvollen Rohstoffe häufig ungenutzt in der Tonne oder noch schlimmer in der Natur (Bild: Thirdman / Pexels)

Der Begriff „Müll” ist streng genommen irreführend.
Vielmehr sollten wir von Ressourcen oder Wertstoffen sprechen, denn Plastikmüll ist keineswegs Abfall. Hier gilt es vielmehr, in Kreisläufen zu denken und in Anlehnung an den „Cradle to Cradle”-Ansatz Müll als Nährstoff wahrzunehmen – ganz nach dem Motto: „Abfall ist Nahrung!” ¹

Denn Ressourcen, Produktionsaufwand, Lieferung und jegliche Mühen, die hinter der Herstellung von Einwegverpackungen stehen, enden zuletzt – ohne jegliche Wertschätzung – nach nur wenigen Minuten in der Tonne.

  • Deine Gelegenheit

Mit Mehrwegoptionen in deinem Restaurant, Café, Bistro oder Imbiss kannst du tatsächlich einiges bewirken.

  • Mit Mehrwegbehältern sparst du Treibhausgasemissionen ein, die bei der stetigen Herstellung von Einwegverpackungen entstehen.
    Gleiches gilt für Strom, Wasser und Rohöl.

  • Du trägst entscheidend zur Verringerung des Müllaufkommens bei; sowohl in der Tonne als auch bei achtlos weggeworfenem Plastik in der Natur. So kannst du ganz nebenbei deine Nachbarschaft verschönern. 

  • Es fließt bedeutend weniger Geld in die Müllentsorgung.

  • Vor allem beim Ersetzen von Pappbechern rettest du den Baumbestand, denn allein für die Herstellung auf dem deutschen Markt müssen mehr als 26.000 Bäume pro Jahr gefällt werden.

Die Faustregel besagt:

Nach der 10. Nutzung hat deine Mehrweglösung eine bessere Klimabilanz als das vergleichbare Einwegprodukt.

Je häufiger Mehrwegbehälter genutzt werden, desto besser.
Und nebenbei sparst du auch noch die Kosten für die Anschaffung von Einwegverpackungen:

Auf Dauer ist diese Lösung nicht nur nachhaltiger für die Umwelt, sondern auch für deine Kasse.

Ein weiterer Pluspunkt: Mehrweg ist weitaus stylischer als Einweg. Überzeuge dich selbst!

Mehrweg in deinem Lokal  – Deine Optionen

Nicht zuletzt aufgrund der Gesetzeserneuerung gibt es mittlerweile bereits eine Menge Mehrwegbehälter-Anbieter mit intelligenten Rückgabesystemen.
Sei es über Partnerlokale mit Pfandsystem oder über eine App; es lohnt sich definitiv, die verschiedenen Angebote zu vergleichen.

Recycelbar, leicht, einfach zu transportieren und gesundheitlich unbedenklich – deinem Gastronomiebetrieb verleihst du durch die Nutzung von wiederverwendbaren Verpackungen in jedem Fall ein umweltfreundliches Image!

Und wenn du die stapelbaren langlebigen Mehrwegbehälter und Becher in das Design deines Restaurants integrierst, profitierst du sogar noch von einer außergewöhnlichen Dekoration, die ein echter Hingucker für deine Kundschaft ist.




¹ BRAUNGART, M. & W. MCDONOUGH (2016): Cradle to Cradle. Einfach intelligent produzieren. 4. Auflage. Piper, München.


Du nutzt bereits Mehrwegverpackungen in deinem Restaurant?
Oder bist neugierig geworden und planst bereits dein neues Angebot?
Informiere deine Nachbarschaft über deine umweltschonenden Alternativen!

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Charlotte Theill | nebenan.de

Charlotte verstärkt das Content Marketing Team von nebenan.de seit August 2020. Nach Abschluss ihres Masterstudiums Umweltinformation an der Berliner Hochschule für Technik schreibt sie freiberuflich für uns.