Ina Remmers steh vor den geschlossenen Türen ihres Lieblingsbäckers aus Kindertagen.
Bild: nebenan.de

Kleine Bäckerei gibt auf – diese Geschichte ist kein Einzelfall


"Der Ofen bleibt aus. Mein Heimat-Herz blutet. Wieder hat es einen Laden von nebenan erwischt", erzählt Ina Remmers, Gründerin von nebenan.de. Bei einem Besuch in der Heimat stellt sie mit Schrecken fest, dass ihr Lieblingsbäcker aus Kindertagen schließen musste. Ein Nachruf und Appell an uns als Kund:innen.

Ina erzählt:

Noch vor einem Jahr stand ich vorm Tresen und habe den für Sachsen so berühmten Blechkuchen gekauft. Ich erinnere mich an mein Kinder-Ich, das vor 30 Jahren über die Hintertür in die Backstube ging, um das frische Brot für uns abzuholen. Der Duft war so verführerisch, dass ich nie widerstehen konnte und schon auf dem Heimweg einmal herzhaft in den Brotlaib beißen musste. Jedes einzelne Mal. Hier hat meine Schwester als Teenager gejobbt und musste in den Ferien um 4 Uhr morgens auf der Matte stehen. Zu diesem Bäcker hat schon vor 50 Jahren meine Oma ihren kiloweise von Hand gekneteten Stollenteig im Bollerwagen zum Backen im Ofen gebracht.

Jetzt gibt’s keinen Blechkuchen mehr, kein frisches Brot. Alles vorbei. Und das, obwohl die Nachfolge durch die Kinder schon feststand und diese bereits Teil des Betriebs waren. Wie konnte es dazu kommen?

Es war ein Tod auf Raten.

Ein Supermarkt kam, zunächst auch mit einer integrierten Filiale meines Bäckers. Das war Anfang der 2000er. Win-win für den gesamten Ort. Dann, so erzählt man sich, sollten aber plötzlich nicht mehr nur Brötchen und Brote verkauft werden, sondern ein Café mit Sitzplätzen eingerichtet werden. Finanziell nicht zu stemmen für meinen kleinen Ortsbäcker. Der Zuschlag ging an einen größeren Back-Betrieb – und mein Lieblingsladen mit seiner händischen Handwerkskunst sah sich plötzlich mit der im großen Stil backenden Konkurrenz konfrontiert.

Aber irgendwie geht’s immer weiter in solchen Läden. Denn sie waren schon immer da, sie konnten nicht einfach verschwinden. Oder?

Dann die Preissteigerungen für Energie und Lebensmittel. Eine Preiserhöhung wird unumgänglich. Die Kund:innen knirschen bereits mit den Zähnen. Als 2022 eine erneute Preissteigerung nötig wäre, um kostendeckend zu arbeiten, zieht die Familie die Reißleine. Es geht nicht mehr. Mehr Selbstausbeutung ist nicht drin. Genug geschuftet für einen buchstäblichen Appel und ein Ei. Der Ofen bleibt aus.

Was ist uns ein gutes Lebensmittel, ein Laden um die Ecke wert?


Diese Geschichte ist kein Einzelfall. Und es ist vor allem ein Appell an uns als Kund:innen. Denn kein Lieblingsladen ist selbstverständlich.

Lokale Ladenvielfalt lebt davon, dass wir sie unterstützen. Wir brauchen die Bäcker, die Friseure, die Blumenläden und all die anderen Geschäfte für eine soziale Infrastruktur in unserer Nachbarschaft.

Wir bei nebenan.de wollen diesen Läden ein Gesicht geben – und dir eine Stimme. Mach deine Lieblingsläden und -services sichtbar. Erzähle deinen Nachbar:innen von deinem #Nachbarschaftsliebling und tauscht eure Empfehlungen aus!

Kauf lokal!

Unterstütze deine liebsten Läden und Services in der Nachbarschaft: Schau im Gewerbeverzeichnis bei nebenan.de nach, welchen lokalen Gewerben du ein Empfehlungs-Herz geben möchtest.

Die Schneiderei gegenüber, das Eiscafé an der Ecke oder der Buchladen in der Hauptstraße – ohne die vielen inhabergeführten Geschäfte und Dienstleistungen, Handwerksbetriebe und Gastronomie wäre deine Nachbarschaft nur halb so bunt und lebendig. Jeder unserer Einkäufe ist wie ein Stimmzettel – unser eigenes Kaufverhalten beeinflusst, ob wir die zunehmende Verödung und Gleichförmigkeit unserer Viertel hinnehmen oder ihr entgegentreten.

Deshalb lautet unser Motto bei nebenan.de: Kauf lokal!


Unterstütze die lokale Ladenvielfalt in deiner Nachbarschaft! Schreibe eine Empfehlung für deinen Lieblingsladen oder -service bei nebenan.de.

Nachbarschaftsliebling empfehlen
Johanna Falkenstein | nebenan.de

Johanna unterstützt das Kommunikationsteam von nebenan.de seit April 2018. Unter anderem beschäftigt sie sich mit Begegnungsformaten in der Nachbarschaft – online und offline.