Bild: nebenan.de
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Lesestoff für alle! Nürnberger Nachbarn errichten Bücherschrank im Viertel


Der Moment der Wahrheit ist da: Zahlreiche Nachbarn aus dem Nürnberger Stadtteil Rennweg versammeln sich, um zu sehen, wie der öffentliche Bücherschrank – die Leselinde – feierlich enthüllt wird. Die Menge applaudiert und die die stolzen Initiatoren lassen die Sektkorken knallen.

Brigitte ist im Projektteam "Leselinde" dabei

„Ein paar Zentimeter bin ich in diesem Moment schon gewachsen“, erzählt Brigitte, die älteste Nachbarin im Projektteam. „Ich hab‘ mich gefühlt wie ein Marathonläufer, der gerade über die Ziellinie läuft!“

Noch vor einem Jahr kannte sie keinen der Gruppe, mit der sie ihr gemeinsam erarbeitetes Projekt eingeweiht hat.

Wie die Nachbarn die Idee für die „Leselinde“ entwickelten und sich über nebenan.de koordinierten, erzählen die Initiatoren im Video:

Anpacken für mehr Literatur im Viertel

Den Anstoß zum öffentlichen Bücherschrank ergab sich durch Zufall. Nachbarin Juli erwähnte bei einem anderen Beitrag auf nebenan.de, wie toll es wäre, ein öffentliches Bücherregal im Stadtteil Rennweg, zu haben. Die Idee kam bei den Nachbarn so gut an, dass sie ein Treffen zu Dritt vereinbarten, um die Idee in die Tat umzusetzen. 

Es waren einfach die richtigen Leute zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort

- so beschreibt Mitinitiator Mark das Erfolgsgeheimnis der „Leselinde“. Die Nachbarn merkten schnell, dass sie auf einer Wellenlenge lagen und das Projekt gemeinsam stemmen könnten.

So sieht die
So sieht das Endergebnis der Nachbarschaftsinitiative "Leselinde" aus

Bei einem öffentlichen Bücherschrank kann jeder ganz unverbindlich hingehen und ein Buch mitnehmen, das ihm gefällt. Man muss sich nicht anmelden, muss auch nicht unbedingt ein anderes Buch hineinlegen. Alles beruht auf freiwilliger Basis.

Es ist ein Projekt, weg vom Kommerz und der Wegwerfgesellschaft, um Nachbarn den Zugang zu Literatur zu vereinfachen.

So erklärt es Mark, der schon seit fünf Jahren in Rennweg lebt und das Konzept aus seinem Heimatort kannte.

Lokale Unterstützer für das lokale Projekt

Bei der Verwirklichung der Idee konnten die ursprünglichen sechs Initiatoren immer weitere Kontakte knüpfen und Unterstützer finden. Sie involvierten nach und nach das ganze Viertel: Sie konnten die lokale Bürgerinitiative überzeugen, die Kosten zu tragen und Schüler der lokalen Berufsschule bauten den Sockel des Schranks. Auch der Bürgermeister begrüßte das Projekt, merkte aber an, dass es zum Umsetzung einige bürokratische Hürden zu bewältigen gab. Die Umsetzung war nicht immer problemlos, erinnert sich Brigitte:

Manchmal waren wir uns nicht mehr so sicher, ob wir es am Ende tatsächlich hinkriegen. Doch wir haben uns immer gegenseitig motiviert und wenn jemand einmal aus persönlichen Gründen eine Weile ausgefallen ist, haben die anderen seine Aufgaben übernommen.

Ein Ort der Begegnung

Ein geeigneter Ort für den Bücherschrank war schnell gefunden. Die Grünfläche zwischen sechs Linden war bisher eher ein Schandfleck, er diente als Hundeklo und Mülleimer. Mit dem Bücherschrank sollte diese Fläche aus seinem Dornröschenschlaf geweckt werden und zu einem Ort werden, an dem man gerne etwas länger bleibt.

Der Bücherschrank ist ein Ort der Begegnung in der Nachbarschaft.

Die Projektgruppe übernahm dazu die Patenschaft für die Bäume und machte sich die Verschönerung der Wiese zum Ziel. Jetzt da der Bücherschrank steht, soll auch der Fläche neues Leben eingehaucht werden.

An der Wiese neben dem Bücherschrank steht jetzt eine neue Bank. Sie lädt dazu ein, sich ein Buch zu nehmen und in Ruhe durchzublättern. Gerade von älteren Nachbarn hören die Initiatoren häufig, dass sie hier gerne auf dem Weg zum Einkaufen eine Pause einlegen.

Auch Mitinitiatorin Brigitte macht nun auf dem Weg zum Supermarkt gerne den Umweg an der Leselinde vorbei. „Ich treffe dort fast immer jemanden und es ist viel leichter geworden, ins Gespräch zu kommen.“

Neue Ideen für das neue Schmuckstück im Viertel

Mit der Fertigstellung des Bücherschranks ist die Arbeit der Initiatoren noch nicht beendet. Sie sorgen dafür, dass der Schrank immer gut gefüllt ist. Das Projektteam hatte viele Bücherspenden von Nachbarn erhalten. Ihre Lieblingsbücher wieder nun wieder gelesen, anstatt im Keller zu verstauben.

Bücherschrank
Jeder kann sich Bücher aus dem Bücherschrank nehmen, oder auch welche reinstellen!

Auch die Wiese und die Linden sollen gepflegt werden und die Bank um einen Mülleimer ergänzt werden. Dadurch bleibt die Leselinde mit der neuerweckten Grünfläche weiterhin ein Ort, an dem sich die Nachbarn gerne Zeit verbringen. Gute Ideen gibt es schon genug: „Wir haben schon daran gedacht gemeinsam Blumen zu pflanzen oder Lesungen zu veranstalten, um hier einen Kommunikationsort im Viertel zu schaffen.“

Brigitte blickt zufrieden auf das Nachbarschaftsprojekt: 

Ich konnte sowohl neue nette Leute kennenlernen, als auch etwas Positives im Viertel bewegen.

Dass mit Hilfe des Internets und der Nachbarschaftsplattform nebenan.de etwas Gutes vor Ort entstehen kann, muss sie ihren älteren Bekannten immer ausführlich erklären. Die Leselinde und die vielen positiven Begegnungen, die sie ermöglicht, sind der beste Beweis dafür.


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