Mehrere Nachbar:innen schlagen tatkräftig ein und starten eine Müllsammelaktion.
Symbolbild: pexels

Ideenwettbewerb Klimaschutz nebenan 2023: Global denken, lokal handeln


Das war der Ideenwettbewerb Klimaschutz nebenan 2023! Die 20 ausgezeichneten Gewinnerideen könnten vielfältiger nicht sein. Sie setzen sich gegen Trockenheit in Städten ein, reparieren alte Fahrräder für geflüchtete Menschen, zaubern leckere Gerichte aus geretteten Lebensmitteln oder machen einen „Leihladen“ wieder salonfähig.

Die Klimakrise ist die Herausforderung unserer Zeit und eine Aufgabe, die die gesamte Gesellschaft betrifft – deswegen hat die nebenan.de Stiftung 2022 den Ideenwettbewerb Klimaschutz nebenan ins Leben gerufen. Die Initiative setzt da an, wo sich die Menschen am besten auskennen und wo die Auswirkungen ihres Handelns unmittelbar sichtbar und spürbar sind: in ihrer eigenen Nachbarschaft. Um das kollektive Handeln zu stärken und aufzuzeigen, dass jede:r etwas zum Schutz unseres Planeten beitragen kann, sucht der Wettbewerb die besten Ideen für klimafreundliche Nachbarschaften.

Nach über 450 Bewerbungen und mehr als 15.000 abgegebenen Stimmen beim Online-Voting standen im September die 20 Gewinner:innen des diesjährigen Ideenwettbewerbs für klimafreundliche Nachbarschaften fest. Die Ideen freuten sich über ein Startkapital von je 1.000 Euro, womit sie ihre inspirierenden Vorhaben in die Tat umsetzen können.

Im Oktober wählte eine unabhängige Fachjury aus den 20 Gewinnerideen fünf Ideen aus, die durch ihre Kreativität, ihr Engagement und ihren positiven Einfluss auf die Umwelt besonders überzeugten. Diese fünf Ideen freuen sich über zusätzliche 2.000 Euro und erhalten somit jeweils ein Startkapital von 3.000 Euro.

Das sind die fünf Gewinnerideen der Jury

Bild: Martin Görendt 

33 reparierte Fahrräder für geflüchtete Menschen

Das Projekt aus Neukölln repariert ehrenamtlich Fahrräder und spendet diese an geflüchtete Menschen. Die 3.000 Euro Preisgeld, welche die Ehrenamtlichen aufgrund ihrer Auszeichnung erhalten haben, nutzen sie, um 100 Fahrräder wieder in Stand zu setzen. Zudem werden im Kiez herumliegende Fahrräder repariert, welches eine saubere und nachhaltige Umgebung fördert. Und das Beste: Jeder kann mitmachen! Habt ihr Spaß am Schrauben und wollt dabei Gutes tun? Oder habt ihr ein ungenutztes Fahrrad zu verschenken? Dann wisst ihr jetzt, bei wem ihr euch melden könnt!

Da sich Flüchtlingseinrichtungen häufig am Stadtrand befinden, ermöglicht die neugewonnene Mobilität den Menschen zudem Flexibilität und die Möglichkeit der Beteiligung. Nicht zuletzt kommen die beteiligten Nachbar:innen für die Reparatur zusammen, tauschen sich aus und lernen voneinander.

– Begründung der Jury

Autofreier Einkaufstag - dank Schülerinnen mit Lastenrad

Zwei Schülerinnen (10 und 12 Jahre alt) machen sich stark für weniger Autoverkehr in ihrer Kleinstadt Ostritz in Sachsen. An ausgewählten Samstagen möchten sie die Einkäufe anderer mit einem Lastenrad vom Supermarkt nach Hause liefern. So kann jede:r zu Fuß oder mit dem Rad einkaufen gehen, ohne danach schwer schleppen zu müssen. 

Ziel des Projekts ist es zu zeigen, wie viel man mit dem Fahrrad erledigen kann, statt Auto zu fahren und vor allem, dass man durch eigene Hilfsbereitschaft das nachbarschaftliche Miteinander stärken und den Alltag anderer erleichtern kann.

Zwei Mädchen stehen vor einem Lastenrad und verteilen Flyer.
Bild: Maike Wagner
Die zwei Schülerinnen zeigen, dass es auch anders geht! Man muss nicht zum Bäcker, zum Fleischer oder zum Markt mit dem Auto fahren. Die Kinder haben sich mit dem Thema Klimaschutz auseinandergesetzt und gehen als Vorbild für die ganze Gemeinde voran. Sie regen zum Umdenken an und zeigen auf, wie ein autofreier Alltag auf dem Land aussehen kann.

- Begründung der Jury

Bild: Dorothee Rosenbauer

Bunte Südstadt, Solarenergie direkt!

Trocknende Wäsche, südländisches Flair und direkt genutzte Sonnenenergie in der Karlsruher Südstadt: Dorothee möchte die charakteristischen Zugwäscheleinen des Viertels reparieren und neue montieren. Das spart nicht nur Strom, sondern kühlt gleichzeitig die Umgebung. Außerdem werden die Hinterhöfe durch die flatternde Wäsche ein bisschen mit Farbe dekoriert und zaubern ein Lächeln auf vorbeilaufende Nachbar:innen!

Die Wäsche draußen zu trocknen spart Energie, kühlt die Umgebung und spendet Schatten in den Straßen. Der niedrigschwellige, aber sehr originelle Ansatz überzeugt.

– Begründung der Jury

Alltagshelden - heute die Welt von morgen retten!

Die „Alltagshelden” aus Lengenfeld in Sachsen sind eine Bildungsinitiative der Köch:innen des Cafés „Mehrwert”, in dem aus geretteten Lebensmitteln leckere Gerichte gezaubert werden. Ihr Ziel: Klimaschutz und nachhaltiges Leben alltagsnah allen Lengenfelder:innen nahe bringen. Regelmäßig werden Schulen, Ehrenamtliche, Unternehmenspartner und Produzenten eingeladen, die „Gewissensbisse” der Alltagshelden auszuprobieren und bei der Gestaltung einer lebenswerten Umwelt mitzuwirken. Vor allem die Aufklärungsarbeit im Bereich der Lebensmittelproduktion ist essentiell für die Prävention von Verschwendung und die gesellschaftliche Veränderung hin zur Lebensmittelwertschätzung.

Zwei Frauen grinsen in die Kamera und zeigen Flyer zum Programm der Alltagshelden
Bild: Madlien Döhler-Müller
Lebensmittelverschwendung ist nach wie vor ein großes und gleichzeitig unnötiges Problem unserer Zeit. Die Köchinnen zeigen, was man aus geretteten Produkten alles machen kann.

– Begründung der Jury

Bild: Florian Dietrich

Volle Kanne Nachbarschaft

Gemeinsam für eine kühlere Stadt: Eine Gruppe von Nachbar:innen aus Schöneberg macht Schluss mit Hitze! Mit Regentonnen in der Nachbarschaft sollen Bäume vor Trockenheit geschützt und Überschwemmungen reduziert werden.

Die Hofgruppe „Volle Kanne Nachbarschaft!” hat sich über den gemeinsamen Hinterhof von vier Häusern in Berlin Schöneberg gebildet. Schon seit Jahren arbeiten die Nachbar:innen schon gemeinsam am Garten des Hofes, nun wollen sie mit dem Platzieren von Regentonnen den Schritt auf die Straße gehen und so der ganzen Nachbarschaft etwas Gutes tun!

Es gibt viele Bewässerungsprojekte, aber die Idee, Regentonnen aufzustellen und das Wasser zu sammeln und zu nutzen, erfüllt gleich zwei Funktionen: Zum einen wird die Kanalisation bei Starkregenereignissen entlastet. Zum anderen kann das Wasser für das Gießen von Jungbäumen genutzt werden.

– Begründung der Jury


Das sind die weiteren 15 Gewinnerideen des Ideenwettbewerbs 2023

  • krumm & schepp – foodsharing-Café für Mainz (Mainz, Rheinland-Pfalz)

    Die Engagierten hinter krumm & schepp wollen das erste foodsharing-Café in Mainz eröffnen. Neben leckeren Speisen und Getränken bietet das Café ein besonderes Konzept aus Workshops zu nachhaltiger Ernährung und Kulturangeboten für alle Altersgruppen.

  • Leihladen „Freileih” | Freischenk e.V. (Freising, Bayern)

    Ausleihen statt Kaufen – unter diesem Motto möchte der Verein Freischenk e.V. einen Verleihladen ins Leben rufen. Von der Bohrmaschine bis zum Schlauchboot können sich die Bürger:innen künftig Objekte ausleihen und aktiv Ressourcen sparen.

  • Stadt selbst gestalten – weniger grau, mehr grün | Parkbeet e.V. (Saarbrücken, Saarland)

    Effektiv, nachhaltig und partizipativ will Parkbeete e.V. eine Velobox mitten in Saarbrücken begrünen. Nicht nur die Stadtverwaltung, sondern auch Nachbar:innen und umliegende Geschäfte werden mit eingebunden, um gemeinsam eine lebendige und nachhaltige Oase zu schaffen – auch um die Velobox herum.

  • Stadtbäume vor dem Verdursten retten | Initiative für Nachbarschaft und Nachhaltigkeit Bochum-Dahlhausen e.V. (Bochum, Nordrhein-Westfalen)

    Eine Gruppe engagierter Nachbar:innen aus Bochum macht’s vor: Mit Gießkannen, Fahrradanhängern und Lastenrädern kümmern sie sich in den heißen Sommermonaten um die Bäume in ihrem Viertel. Mit einem neuen Verleihangebot und weiteren Aktionen sollen künftig noch mehr Menschen mit anpacken.

  • Greendays4future | Kreativteam e.V. (Bielefeld, Nordrhein-Westfalen)

    Regenwürmer-Rettungstage, Pflanzaktionen oder gemeinsames Müll sammeln – unter dem Motto „miteinander füreinander” setzt sich Greendays4future mit bunten und generationsübergreifenden Klimaschutz-Aktionen für den Schutz unseres Planeten ein.

  • Mobilitätswende starten – mit dem Dorflasti für alle (Kassau bei Clenze, Niedersachsen)

    Die Bürger:innen des kleinen Dorfes Kassau wollen das Auto künftig häufiger in der Garage stehen lassen und gemeinsam ein praktisches E-Lastenrad zum Teilen anschaffen. Das Ziel: Aktiv etwas für den Klimaschutz tun, ins Gespräch kommen und andere Dörfer zum Nachmachen anregen.

  • Sta[d]ttParkPlatz (Münster, Nordrhein-Westfalen)

    Johannes aus Münster will einen betonierten Stadtparkplatz in eine pulsierende, lebendige Oase verwandeln: Ein Auto aus Holz wird zum begrünten Beet, Nachbarschafts-Treffpunkt, Wasserspeicher und Insektenhotel.

  • Eine LeihBar für Köln Mülheim (Köln, Nordrhein-Westfalen)

    Die Idee hinter der geplanten LeihBar in Köln Mülheim ist ziemlich praktisch: Sie spart Ressourcen für die Umwelt, Geld im Portemonnaie und Platz in der Wohnung. So können alle Nachbar:innen künftig einfach vorbeikommen und sich verschiedene Dinge ausleihen.

  • Haus Wunderbar (Essen, Nordrhein-Westfalen)

    Insektenhotels bauen, Lebensmittel retten und verteilen oder Upcycling-Kunst: Diese und viele andere Aktionen möchte Christiane mit engagierten Nachbar:innen künftig in einem alten Fachwerkhaus, dem „Haus Wunderbar” umsetzen.

  • Das Nostalgieviertel wird Klimaviertel (Schwelm, Nordrhein-Westfalen)

    Von Möbel-Upcycling mit ökologischen Farben über den Bau von Hochbeeten bis zu Bildungsarbeit zu erneuerbaren Energien – Heike hat Großes vor! Mit interaktiven Workshops will sie Klimaschutz für alle Nachbar:innen im Viertel erlebbar und zugänglich machen.

  • LoLa – das Lastenrad für Lobeda (Jena, Thüringen)

    LoLa bietet eine umweltfreundliche und gesunde Alternative zum Auto. Doch ein Lastenradverleih fehlt in Jena bisher. Das will Nachbarin Daniela ändern! Ihre Idee: ein Verleih auf Spendenbasis, so dass auch finanzschwache Haushalte das Lastenrad leihen können.

  • Gemeindegarten – ein offenes Ohr & Gartentor (Halle a.d. Saale, Sachsen-Anhalt)

    Ricarda möchte ihre Nachbarschaft wieder in einen Ort verwandeln, an dem Gemeinsamkeit (er)lebbar ist. Mit einer mobilen Tauschbörse möchte sie das Teilen und Tauschen der Dinge, die die fleißigen Nachbar:innen des Gemeinschaftsgarten in Halle gärtnern, basteln und upcyceln, in Zukunft noch einfacher machen und damit Ressourcen schonen.

  • WELCOME-Treff goes green (Halle a.d. Saale, Sachsen-Anhalt)

    Ob Müllsammeln, Pflanzentausch oder Baumgießaktionen – der WELCOME-Treff ruft in seiner Nachbarschaft zum Mitmachen auf und hat künftig einiges geplant: Für mehr gelebten Klimaschutz und Nachhaltigkeit in Halle.

  • KlimaKüche (Horsmar, Thüringen) 

    In der „KlimaKüche” gemeinsam kochen, genießen und ganz nebenbei erfahren, was die eigenen Ernährungsgewohnheiten mit dem Klima zu tun haben. Das möchte Carmen ihren Nachbar:innen anhand verschiedener Veranstaltungen ermöglichen.

  • Balkonkraftwerke im Selbstbau (Koblenz-Oberwerth, Rheinland Pfalz)

    Strom selbst produzieren? Das sollte jede:r können! Stephan möchte ein Netzwerk aufbauen, um Nachbar:innen einen einfachen und günstigen Zugang zu Photovoltaik-Modulen für den eigenen Balkon zu ermöglichen. Zusätzlich bietet er Hilfe für den Aufbau der grünen Energiequelle an.


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Ricarda Zahn | nebenan.de Stiftung

Ricarda Zahn ist seit Oktober 2022 Kommunikationsmanagerin der nebenan.de Stiftung. Gemeinsam mit ihren Kolleg:innen treibt sie nachbarschaftliches Engagement in Deutschland nachhaltig voran.