Die Zahlen sind alarmierend: In Deutschland werden etwa ein Drittel aller Lebensmittel weggeworfen. Supermärkte und die Gastronomie werfen im Jahr mehrere Millionen Tonnen genießbares Essen in den Müll und auch private Haushalte schmeißen Essen im Wert von 22 Milliarden Euro weg. Solche abstrakten Zahlen führen bei vielen Menschen zu Achselzucken und Resignation. Aber nicht bei Janina.
„Das ist doch verrückt, die Lebensmittel sind ja noch total in Ordnung“, findet Janina. Sie ist 25 und arbeitet als Zytologie-Assistentin in der Krebsforschung. Seit gut einem Jahr engagiert sich Janina ehrenamtlich als Foodsaverin. Zwei bis drei Mal pro Woche zieht sie los, um Lebensmittel zu retten. Das Prinzip sei ganz einfach, erklärt sie:
Ich fahre mit dem Rad oder Auto zu verschiedenen Betrieben, zum Beispiel zu Supermärkten, Bäckereien oder Biomärkten, die mit der Initiative Foodsharing kooperieren. Dort bekomme ich dann meist Obst, Gemüse, Backwaren oder Molkereiprodukte, die vom Tag übrig sind. Diese kann ich entweder zu einem s.g. „Fair-Teiler“ bringen (das sind öffentliche Kühlschränke oder Regale), wo andere Menschen sich bedienen können. Oder ich verteile die Lebensmittel unter Freunden und Bekannten.
Fair-Teilen in der Nachbarschaft
Obwohl auch jeder Foodsaver seinen Eigenbedarf an Lebensmitteln mit den geretteten Waren decken darf, bleibt häufig immer noch etwas übrig. Deshalb hat sich Janina entschlossen, sich bei der Nachbarschaftsplattform nebenan.de anzumelden und die Lebensmittel auch mit ihren Nachbarn zu teilen.
Ich hatte eine Einladung von nebenan.de im Briefkasten und dachte gleich: Das könnte ich doch auch für die Essensverteilung nutzen! Ich habe dann die Gruppe „Food Sharing“ gegründet und erklärt, was ich mache. Mittlerweile sind wir schon 23 Mitglieder, da bin ich schon ein bisschen stolz drauf!
Schon mehrere Nachbarn waren bei ihr, um die kostenlosen Lebensmittel abzuholen. Dadurch sind auch neue Kontakte entstanden, die über das Teilen von Essen hinausgehen, erzählt Janina:
Zum Beispiel war eine Mutter von drei Kindern schon mehrmals da, die nur ein paar Meter weiter wohnt und sich sehr über die Lebensmittel gefreut hat. Sie hatte ihren Sohn dabei und der hat sich sofort in meine Meerschweinchen verguckt. Die Nachbarin hat dann angeboten, dass sie sich mal um die Tiere kümmern könnte, wenn ich in den Urlaub fahre. Und so machen wir es demnächst auch!
Janina will möglichst viele Menschen mit ihrer Begeisterung fürs Retten von Lebensmitteln anstecken und hofft, dass sich das System in ihrer Nachbarschaft etablieren wird. „Es ist schön, nebenbei noch neue Leute mit ähnlichen Interessen kennenzulernen, egal aus welcher gesellschaftlichen Schicht.“
Janinas Tipps fürs Food Saving:
- Werde Teil des Netzwerks: Du kannst dich online ganz einfach unter foodsharing.de anmelden. Nach einem kleinen Online-Kurs findet deine erste Probe-Abholung zusammen mit einem erfahrenen Foodsaver statt, einem s.g. „Botschafter“. Wenn das gut klappt, wirst du freigeschaltet und kannst loslegen!
- Rette nur, was du teilen kannst: Sinn der Sache ist nicht, dass ich Unmengen Lebensmittel rette und diese dann bei mir im Kühlschrank vergammeln. Man sollte ein Gefühl dafür entwickeln, wie viel man auch tatsächlich weiter fair-teilen kann.
- Keine Angst vor „unperfekten“ Lebensmitteln: Es kommt schon vor, dass ein Apfel eine Druckstelle und nicht jedes Gemüse makellos ist. Da sollte man nicht allzu zimperlich sein.
- Übernimm Verantwortung: Wir Foodsaver sollten jeden vereinbarten Termin zur Abholung auch wahrnehmen. Sonst kann das weitreichende Folgen haben, zum Beispiel, dass die Kooperation mit einem Betrieb platzt. Das wäre schade für alle. Deshalb sollte man versuchen, den laufenden Betrieb nicht zu stören und immer höflich zu sein. Denn für die Betriebe ist das Wegschmeißen leider viel einfacher, als uns die Lebensmittel zu geben.
- Bring etwas Geduld mit: Wenn du Lebensmittel in der Nachbarschaft verteilen möchtest, kann es am Anfang etwas dauern, bis sich die Nachbarn auch trauen, bei dir zu klingeln. Ich habe deshalb bei nebenan.de nicht nur die Gruppe eröffnet, sondern schreibe regelmäßig öffentliche Beiträge zum Thema, um auch die neuen Mitglieder zu informieren. Dadurch wächst die Gruppe der Abnehmer dann nach und nach.
Retten ohne Geld
Jeder kann selbst entscheiden, wie viel Freizeit er ins Food Sharing stecken möchte. Manchmal macht Janina auch eine Woche Pause. Durch das Food Sharing sparen sie und ihr Freund monatlich auch noch jede Menge Geld. „Wir geben nur noch ca. 20 € für zusätzliche Lebensmittel aus, das ist ein schöner Nebeneffekt. Und wenn der Salat mal welk ist, freuen sich immer noch meine Meerschweinchen drüber.“
Aber ums Geld sparen geht es Janina eigentlich nicht. Sie findet es vor allem schön, dass Food Sharing funktioniert, ohne dass Geld zwischen den Betrieben, den Rettern und den Abnehmern fließt. „Und wenn ein Betrieb abends nichts abzugeben hat, ist das nicht schade. Das zeigt ja nur, dass besser gewirtschaftet wurde und nichts weggeschmissen werden muss. Das ist dann ein richtiger Erfolg!“
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