Zwei Frauen halten sich die Hände.
Symbolbild: Pexels

Was tun, wenn es in der Nachbarschaft kriselt? So hilft Mediation


Karoline C. lebt seit 6 Jahren in der bunten, vielfältigen Bonner Südstadt und ist nebenberuflich Mediatorin. Im Gastbeitrag berichtet die Verfechterin von Nachbarschaftshilfe über die Ursachen von Konflikten mit Nachbar:innen, persönlichen Erfahrungen und der Mediation als Lösung.

Karoline schreibt in ihrem Gastbeitrag:

Bei nebenan.de habe ich erfahren, was Nachbarschaftshilfe bedeutet: Nachbar:innen tauschen sich aus, beraten und unterstützen sich. Ab und zu bekomme ich auch Diskussionen  in meinem Viertel über vermisste Katzen, Einbrüche, Neueröffnungen und Ähnliches mit. Als Mediatorin erlebe ich, dass Konflikte grundsätzlich überall da vorkommen, wo Menschen auf engem Raum aufeinandertreffen und miteinander agieren. Da man sich unter Nachbar:innen schlecht aus dem Weg gehen kann, können Auseinandersetzungen im eigenen Umfeld zermürbend sein. Konflikte konstruktiv zu lösen ist wie ein Balanceakt, der darüber entscheidet, wie angenehm unser Zusammenleben in Zukunft sein wird.

Die Ursachen von Nachbarschaftskonflikten

Symbolbild: Pexels

Konflikte entstehen durch Missverständnisse, fehlende Informationen oder unterschiedliche Lebensstile. Meist kommt es zu Konflikten, weil wir uns nicht richtig verstehen, nicht alle Informationen vorliegen haben oder schlichtweg unterschiedliche Leben führen. Lärmbelästigung, sei es durch laute Musik oder Kinderlärm, kann ein weiterer Grund sein. Auch Unstimmigkeiten über die Nutzung gemeinsamer Flächen oder Grundstücksgrenzen können zu Spannungen führen. Besonders problematisch sind Situationen, in denen die Kommunikation zwischen den Nachbar:innen abbricht und sich die Fronten verhärten. 

Laut dem neuesten Roland Rechtsreport (2024) werden alternative Konfliktlösungsverfahren in der deutschen Bevölkerung weiterhin hoch angesehen. Wenn man es schafft, mit schwierigen Situationen gut umzugehen, kann man gerade im Konflikt Vertrauen aufbauen und zu gesellschaftlichem Zusammenhalt beitragen. Hier kommt Nachbarschaftsmediation ins Spiel.

Mediation als Lösung

Mediation ist ein bewährtes Verfahren zur Konfliktlösung, das in vielen Bereichen, einschließlich der Nachbarschaft, angewendet wird. Es eignet sich gut, da weitere Begegnungen der betroffenen Nachbar:innen unvermeidbar sind. Genau dies motiviert sie, die Auseinandersetzung einvernehmlich zu klären und die Beziehung zu erhalten – denn es geht indirekt um die eigene Lebensqualität.

Mediator:innen unterstützen die Parteien dabei, ihre Sichtweisen darzulegen und gemeinsam Lösungen zu erarbeiten. Ziel ist nicht nur den Konflikt zu lösen, sondern auch die Kommunikation und das gegenseitige Verständnis zu verbessern. Das Verfahren ist flexibel und kann individuelle Beratungen oder gemeinsame Sitzungen umfassen. Fairness und Einfühlvermögen erleichtern das Gespräch. Wichtig ist, möglichst schnell in die Klärung zu gehen. 

Karolines persönliche Erfahrung 

Ich erinnere mich an einen Nachbarschaftsstreit aus meiner Zeit als Berufsanfängerin in Kiel. Bei einer Silvesterparty landete aus Versehen eine Rakete auf dem Balkon einer älteren Nachbarin, die umgehend den Vermieter benachrichtigte. Dieser hörte sich beide Seiten an und insistierte, dass wir das Problem ernst nehmen sollten.Da dies der Nachbarin nicht genügte, schaltete er eine Mediatorin ein.

In einer Mediation vertrat ich unsere WG und erklärte den Vorfall als unglücklichen Zufall, der uns leid tat. Die Nachbarin sah das anders und äußerte Unmut über fehlende Begrüßungen und den Anstieg junger Bewohner:innen, welche das Haus “übernommen” hatten. Sie erklärte, dass sie sich seit längerem nicht mehr wohl und wirklich zuhause fühle, obwohl sie Jahrzehnte dort wohnte. Die WG erkannte ihre Sorgen an und vereinbarte, künftig mehr Rücksicht auf ihr Wohlbefinden zu nehmen.

Das Bild zeigt Nachbarin Karoline mit verschränkten Armen vor der Brust.
Karoline - Nachbarin und Mediatorin, Fotograf Stefan Wiede

Diese Erfahrung hat nicht nur unseren Konflikt gelöst, sondern auch unsere Nachbarschaft gestärkt. Wir sprachen nun regelmäßig miteinander, boten ihr an, im Urlaub ihre Blumen zu gießen und halfen uns gegenseitig im Alltag. Uns wurde bewusst, wie viel uns vom Leben unserer Nachbarin entgangen war und waren im Nachhinein sehr froh darüber, die Gelegenheit gehabt zu haben, zu erfahren, was für ein Mensch im zweiten Stock hinter der grünen Tür lebte.

Die Rolle von nebenan.de

Plattformen wie nebenan.de können einen wichtigen Beitrag zur Konfliktlösung und Förderung des Zusammenhalts im Viertel leisten. Durch den Austausch und die Kommunikation über solche Plattformen können Missverständnisse frühzeitig geklärt, Gemeinschaftsprojekte initiiert und Mittler:innen für den Streit gefunden werden – all das stärkt das Gemeinschaftsgefühl. 

Konflikte in der Nachbarschaft sind nicht zu vermeiden, müssen aber nicht das Zusammenleben belasten. Mediation bietet die Chance, das Negative ins Positive zu drehen und einander besser kennenzulernen. Indem wir offen und konstruktiv miteinander umgehen, können wir eine harmonische und unterstützende Gemeinschaft aufbauen.


Du möchtest deine Nachbar:innen besser kennenlernen? Vernetze dich bei nebenan.de mit Menschen in deiner Umgebung und werde ein aktives Mitglied deiner Nachbarschaft.

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Melina Magdalena Nearchou | nebenan.de

Melina unterstützt seit Juli 2021 das Community Management-Team von nebenan.de. Zuvor arbeitete sie in der Content Kreation für verschiedene Startups und NGOs.