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Gastfreundschaft am Küchentisch: Sarah kocht für ihre Nachbarn in München


Als Sarah von einer langen Reise zurückkehrt, erscheint ihr Deutschland grau und kalt. Sie beschließt die Herzlichkeit und Gastfreundschaft zurückzugeben, die ihr in anderen Ländern entgegengebracht wurde – an ihre Nachbarn.

Sarah mit ihrem Hund (Bild: privat)

„An so vielen Orten auf der Welt wird man herzlich empfangen, sitzt zusammen am Tisch und tauscht sich aus – egal ob Jung oder Alt“, erzählt Sarah. Sie ist schon immer viel gereist und hat unterwegs Einblicke in verschiedene Kulturen der Welt bekommen. Oft kommt ihr das Leben in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern eher verschlossen vor.

Sarah kommt aus einer Großfamilie und erinnert sich gerne an die Tischgespräche in familiärer Atmosphäre. "Aus einem gemeinsamen Essen kann so viel entstehen“, findet Sarah.

Dieses Gefühl von Gemeinschaft möchte sie wieder nach Hause holen. Zu Hause: Das ist derzeit ihre Nachbarschaft "Alte Heide" in München Schwabing.

Mit Nachbarn tratschen und ratschen

Ich wollte nicht mehr dauernd alleine essen. So entstand die Idee, den Familientisch von früher mit einer Art Nachbarschaftstisch zu ersetzen.

Sarah interessiert sich für ihre Mitmenschen und ihre Geschichten. Inspiriert von all den schönen Begegnungen und Erlebnissen auf ihren Reisen startet sie den Selbstversuch: Sie lädt beim Nachbarschaftsnetzwerk nebenan.de wildfremde Nachbarn zu sich zum Abendessen ein.

Sie schreibt in ihrem Beitrag:

(Screenshot: nebenan.de)

"1. Co-Dining Event Dahoam: Warum alleine Essen, wenn es zusammen doch viel schöner ist

Am kommenden Sonntag möchte ich das erste Co-Dining Event bei mir stattfinden lassen. Dazu möchte ich 5 Personen aus der Nachbarschaft zum entspannten Tratschen und Ratschen bei einem gemeinsamen Essen einladen. Dazu werde ich ein einfaches aber leckeres Bio-Essen zubereiten und Wasser, Wein und Bier im Haus haben.

Idee dahinter ist: Warum alleine Essen, wenn es zusammen doch viel schöner ist. Dazu suche ich Leute, die Lust hätten auf ein gemeinsames Abendessen. Ich würde das erstmal bei mir stattfinden lassen. Beim gemeinsamen Essen können wir uns einfach mal für entspannte 1 1/2 Stunden darüber austauschen, was uns so bewegt."

Nachbarschaft geht durch den Magen

Auf ihre Einladung bekommt Sarah viele Rückmeldungen bei nebenan.de; innerhalb weniger Tage sind alle Sitzplätze an ihrem Esstisch vergeben. Das erste nachbarschaftliche Abendessen kann stattfinden.

An einem Sonntagabend im September sitzen sich an Sarahs Esstisch die Nachbarn Jutta, Alexandra, Wolfram und Marion gegenüber. Alle leben nur wenige Meter auseinander – und doch sind sie sich noch nie begegnet.

„Bei gutem Essen und leckeren Getränken kam schnell ein lebendiges Gespräch zu Stande“, erinnert sich Sarah. Sie begeistert die Nachbarn mit ihren vegetarischen Kochkünsten und genießt es, diesen Abend mit ganz unterschiedlichen Persönlichkeiten und Generationen zu verbringen.

Die Zeit vergeht wie im Flug: Als sich die letzten Gäste verabschieden, ist es 23 Uhr. An diesem Abend liegt Sarah erschöpft aber glücklich im Bett und beschließt: „Das muss ich unbedingt wieder machen!“

Bild: privat
Das erste nachbarschaftliche Abendessen bei Sarah. (Bild: privat)

Zusammen is(s)t es schöner

Gesagt, getan. Sarah organisiert in den folgenden Wochen noch zwei weitere Abendessen bei sich zu Hause. Über nebenan.de lädt sie die Nachbarn immer wieder ein:

(Screenshot: nebenan.de)

"3. Co-Dining Event bei mir Dahoam: Gemeinsam Essen, weil es sich zusammen schöner isst

Ich freue mich über das anhaltende Interesse am gemeinsamen Essen. Deshalb lade ich am kommenden Sonntag wieder zum gemeinsamen Abendessen bei mir ein.“

An Sarahs Tisch haben sechs Leute Platz. Beim dritten Treffen rücken alle noch etwas mehr zusammen, als spontan noch ein siebter Nachbar dazu kommt.

"Ich bekomme mittlerweile so viel Rückmeldung, dass ich oft Leute auf das nächste Mal vertrösten muss", erzählt Sarah.

An einem Abend sitzt eine Fotografin mit am Tisch, die zu einem gemeinsamen Fotospaziergang einlädt. An einem anderen Abend erzählt eine studierte Biologin, dass sie eigentlich lieber S-Bahnfahrerin wäre und über eine Umschulung nachdenkt. An Sarahs Esstisch werden Herzensthemen, wie zum Beispiel der Schutz der Bienen, kleine und große Probleme aus Alltag und Beruf und Weltbewegendes besprochen.

Sarah findet es spannend, Geschichten vom Alltag und den unterschiedlichen Berufen der anderen zu hören. Sie schätzt es, wenn man sich anderen öffnen und anvertrauen kann.

"Jeder achtet in der Runde darauf, dass alle mal zu Wort kommen." Der respektvolle Umgang ist Sarah sehr wichtig.

Jeder so, wie er kann

Zeit für nachbarschaftliche Begegnung ist im Alltag nicht immer da. Gerade deshalb genießt Sarah die unkomplizierten Abendessen mit ihren Nachbarn. "Momentan habe ich die Zeit und die Muße, für meine Nachbarn ab und an zu kochen und sie zu mir einzuladen", erzählt sie. Die gemeinsamen Abende geben ihr viel Inspiration und Freude – sie tun ihr gut.

Sarah möchte keinen "Eintritt" für ihre Abende nehmen. Sie freut sich über eine Spende, um die Kosten für die Lebensmittel zu decken, über eine Flasche Wein zum Essen oder ein mitgebrachtes Dessert. Ihr ist wichtig, dass sich niemand zu etwas verpflichtet fühlt. "Jeder soll sich akzeptiert und wohl fühlen, egal ob er etwas zum Abendessen beisteuert oder nicht“, sagt sie.

Gerade jetzt im Winter freut sich Sarah auf die gemütlichen Abende mit ihren schon bekannten und noch unbekannten Nachbarn.

Wenn es draußen kalt und ungemütlich wird, rücken wir in der Wohnung am Esstisch zusammen!

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Johanna Falkenstein | nebenan.de

Johanna unterstützt das Kommunikationsteam von nebenan.de seit April 2018. Unter anderem beschäftigt sie sich mit Begegnungsformaten in der Nachbarschaft – online und offline.