Bild: Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung e.V.
Bild: Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung e.V.

Forschungsprojekt zeigt: Weniger Anonymität durch vernetzte Nachbarschaften


Wie ticken digitale Nachbarschaften? Das ist eine der Fragen, denen das Forschungsprojekt „Vernetzte Nachbarn“ auf den Grund geht. Jetzt wurden die Ergebnisse der Studie veröffentlicht. Wir haben die wichtigsten Erkenntnisse zusammengefasst.

Das Forschungsprojekt "Vernetzte Nachbarn" wurde vom Bundesverband für Stadtentwicklung und Wohnen (vhw) in Auftrag gegeben und untersucht, wie Nachbarschaftsplattformen wie nebenan.de auf das Zusammenleben in Quartieren wirken.

  • Nachbarschaftsplattformen erfreuen sich in Quartieren mit unterschiedlicher Bevölkerungsstruktur an Beliebtheit

    Die untersuchten Nachbarschaften weisen hinsichtlich ihrer Bevölkerungs- und Sozialstruktur, Lage in der Stadt und politischer Orientierungen eine große Bandbreite auf. Bislang ist die Nutzung digitaler Nachbarschaftsplattformen vorwiegend ein großstädtisches Phänomen, allerdings werden digitale Plattformen vermehrt auch in eher ländlich geprägten Regionen und Kleinstädten erprobt.

  • Nutzertypen: Wer nutzt digitale Plattformen und warum?

    Auch wenn die erhobenen Daten nicht repräsentativ sind, ist auffällig, dass der Altersdurchschnitt der befragten Nutzer von Nachbarschaftsplattformen mit Mitte 40 deutlich über anderen sozialen Medien liegt. Besonders in Großstädten greifen Personen, die neue Kontakte in ihrer Wohnumgebung knüpfen möchten, auf Nachbarschaftsplattformen zurück. Darunter sind viele Alleinstehende und Zugezogene, aber auch Menschen, die weniger mobil sind, wie zum Beispiel Personen mit kleinen Kindern.

  • Können digitale Plattformen den sozialen Zusammenhalt stärken?

    Nachbarschaftsplattformen und digitale Medien reduzieren das Gefühl von Anonymität und fördern die Identifikation und Verbundenheit mit der Nachbarschaft. Viele Nutzer erkennen Nachbarn auf der Straße von ihren online-Profilbildern wieder, andere machten dank der Nachbarschaftsplattformen bereits positive Erfahrungen mit Nachbarschaftshilfe. Derartige Erlebnisse stärken das Zugehörigkeitsgefühl und Vertrauen in die Nachbarschaft. Dies gilt besonders in den als anonym erlebten großstädtischen Nachbarschaften.

  • Nachbarschaftsplattformen und digitale Medien mit Nachbarschaftsbezug sind ein Katalysator für neue Bekanntschaften und soziale Vernetzung unterschiedlicher Gruppen in der Nachbarschaft.

    Damit leisten sie einen Beitrag zum sozialen Zusammenhalt. Digitale Medien senken die Hemmschwelle, mit Nachbarn in Kontakt zu treten und erweitern die sozialen Kontakte vor Ort. Bereits durch kurze Begegnungen – z.B. für Tauschgeschäfte oder bei Treffen, die über digitale Plattformen organisiert wurden – entstehen lockere Bekanntschaften. So kommen auch Begegnungen zwischen Nachbarn, die nur wenig gemeinsam haben, zustande. Gerade Kontakte zwischen den unterschiedlichen sozialen Gruppen in der Nachbarschaft können gegenseitiges Vertrauen stärken und Vorbehalte abbauen.

  • Nachbarschaftsplattformen vereinfachen die Identifikation von Gleichgesinnten und das Bilden von Interessengruppen.

    Oft finden sich Nachbarn für gemeinsame Aktivitäten zusammen, von Verabredungen unter Hundebesitzern oder Kartenspielern bis zur Gründung eines Nachbarschaftsgartens. Auf Basis geteilter Interessen und Wertvorstellungen entwickeln sich teilweise auch Freundschaften.

  • Digitale Nachbarschaftsplattformen können einen Mangel an Begegnungs- und Treffmöglichkeiten vor Ort kompensieren.

    Dies zeigte sich am Fall von München-Neuperlach: Der am Rande Münchens gelegene Stadtteil ist eine typische Großwohnsiedlung der 1960/70er Jahre. Viele Interviewte beklagten, dass sie kaum Nachbarn kennen und es nicht genügend Treffpunkte in der Nachbarschaft gebe. Auch Alterseinsamkeit ist ein ernstzunehmendes Problem im Quartier. Über die Plattform nebenan.de sind mehrere Nachbarschaftsgruppen entstanden, die regelmäßig bei Stammtischen zusammenkommen. Diese Treffen bedeuten für viele, darunter mehrere Rentner, eine Bereicherung ihres Soziallebens.

  • Digitale Plattformen können Raum für konstruktiven Austausch bieten und als „Stimmungsbarometer“ für lokale Themen und Bedürfnisse fungieren

    Für lokale Akteure wie z. B. Quartiersmanagements und Kommunalverwaltungen können online-Diskussionen wichtige Anhaltspunkte liefern, außerdem können digitale Medien die Kommunikation zwischen politischen Vertretern und Bürgern erleichtern. Besonders lokaljournalistische und moderierte Beiträge können als Impulsgeber für differenzierte Meinungsäußerungen aus der Bevölkerung dienen.

  • Nachbarschaftsplattformen machen Interessierten lokale Angebote und Engagementmöglichkeiten leichter zugänglich

    Viele nachbarschaftliche Einrichtungen, wie z. B. Vereine und Initiativen konnten durch die digitalen Medien bereits ein breiteres Publikum erreichen und neue Mitstreiter gewinnen. Bei einigen Akteuren gibt es in diesem Bereich allerdings noch Aufholbedarf. In den Augen vieler Befragter besteht ein Vorteil digitaler Nachbarschaftsplattformen darin, dass sie Informationen über das lokale Leben bündeln. Viele sind der Meinung, dass sich politische Vertreter und nachbarschaftliche Einrichtungen noch stärker auf den digitalen Plattformen einbringen sollten, ohne dabei jedoch die Privatsphäre der Bürger zu verletzen.

Für das Forschungsprojekt „Vernetzte Nachbarn“ untersuchten die unabhängige Denkfabrik adelphi und die Beteiligungsagentur Zebralog in den vergangenen 16 Monaten die Landschaft digitaler Plattformen mit Nachbarschaftsbezug in Deutschland und deren Wirkung auf das soziale Zusammenleben in Quartieren.

Alle Hintergründe zum Forschungsprojekt hier.


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Johanna Falkenstein | nebenan.de

Johanna unterstützt das Kommunikationsteam von nebenan.de seit April 2018. Unter anderem beschäftigt sie sich mit Begegnungsformaten in der Nachbarschaft – online und offline.