Bild: privat
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24 Mal Gutes tun: Oswald wird zum Adventskalender für seine Nachbar:innen


In Bonn erlebten Nachbar:innen aus Poppelsdorf vor einigen Jahren eine ganz besonders schöne Adventszeit: Ihr Nachbar Oswald machte ihnen als „lebendiger Adventskalender“ 24 Tage lang täglich eine kleine Freude. Was genau hinter den Türchen steckte, berichten wir hier.

Die Welt braucht mehr Leute, die Positives weitergeben, Negatives gibt es schon so viel.
Oswald aus Bonn-Poppelsdorf (Bild: privat)

Das ist die tiefe Überzeugung von Oswald aus Bonn. Schon zu Silvester 2015 hatte er beschlossen, von nun an jeden Tag einen anderen Menschen ein bisschen glücklicher zu machen. Sei es jemanden zum Essen einzuladen, einer älteren Dame die Einkäufe nach Hause zu tragen oder dem Gegenüber in der Bahn ein offenes Ohr zu schenken.

Ein Adventskalender für Bonn-Poppelsdorf

Für seine Nachbar:innen überlegte sich Oswald in der Adventszeit 2018 schließlich etwas ganz Besonderes: „Ich will meinen Nachbarn jeden Tag bis Weihnachten einen Wunsch erfüllen.“

Für viele sei die Vorweihnachtszeit voller Stress und Hektik – das wollte der Versicherungskaufmann durch seine Aktion ändern.

Bei der Nachbarschaftsplattform nebenan.de bot er sich als personifizierter Adventskalender an und schrieb:

Adventskalender mal anders (Screenshot: nebenan.de)

"Adventskalender mal anders ;)

Liebe Nachbarn und liebe Leute,

es ist bald soweit: Die Weihnachtszeit steht bevor! ;)

Da habe ich mir was ganz besonderes ausgedacht: Ab 1. Dezember bis Heiligabend könnt Ihr mich anschreiben zu folgenden Themen:

Ihr wollt, dass ich ne Runde mit euch laufe? Oder wollt Ihr dass ich euch 1 Abend etwas leckeres koche? Oder den Kindern etwas vorlese? Beim Kindersitting aushelfe, wo Ihr Eltern mal ein paar Stunden für euch sein wollt...

Oder habt Ihr alternative Vorschläge? Lasst es mich wissen-> nichts ist unmöglich-> herzliche Grüße Oswald"

Die Nachbar:innen waren von Oswalds Initiative begeistert und nahmen sein Angebot gerne an. Der etwas andere Adventskalender füllte sich schnell.

Die Wünsche aus der Nachbarschaft bestimmten ab dem 1. Dezember Oswalds Alltag:

1. Dezember

Am ersten Dezember half Oswald einer Nachbarin beim Ab- und Aufhängen einer Wandhalterung für den Fernseher.

Oswald steht mit Daumen hoch vor einem Fernseher, der an der Wand hängt, und lächelt in die Kamera
Hilfe bei der TV-Montage (Bild:privat)
Beim Kochabend mit seinen Nachbar:innen (Bild: privat)

2. Dezember

Am zweiten Dezember machte Oswald gleich drei Nachbar:innen glücklich: Zusammen kochten sie ein veganes Abendessen.

"Es war wirklich ein ganz toller Abend, mit schönen Gesprächen mit interessanten Menschen", erinnert er sich.

5. Dezember

Am fünften Dezember wurde Oswald von einer jungen niederländischen Familie eingeladen, für die Kinder "Sinterklaas" zu spielen.

Mit seiner Performance brachte er nicht nur den kleinen, sondern auch den großen Nachbar:innen eine Portion Weihnachtsstimmung vorbei.

Oswald, als Sinterklass verkleidet, eine Nachbarin und ein Nachbarskind lächeln in die Kamera
Oswald als Sinterklaas (Bild: privat)
Geschenk zum Nikolaus (Bild: privat)

6. Dezember

Am Nikolaustag machte Oswald eine Nachbarin glücklich, indem er ihr die langersehnte elektrische Zahnbürste schenkte.

Und auch er ging nicht leer aus: Neben einer netten neuen Bekanntschaft bekam er auch noch einen großen Schokoladen-Nikolaus.

7. Dezember

Am siebten Dezember drehte sich bei Oswald alles um die Kleinsten aus der Nachbarschaft:

"Ich habe mit Kindern gespielt und gepuzzelt. Wir sind durch das Wohnzimmer geflogen und ich habe ihnen vorgelesen. Zum Schluss haben wir gemeinsam mit den Eltern noch lecker Pizza gegessen."

Seit Fazit: Ein rundum gelungener Abend!

Oswald und zwei Nachbarskinder sitzen mit Spielsachen auf dem Fußboden
Oswald spielt mit Nachbarskindern (Bild: privat)

8. Dezember und 9. Dezember

Am 8. Dezember traf sich Oswald mit einer Nachbarin zum Glühweintrinken auf dem Weihnachtsmarkt. Am 9. Dezember war Oswald gleich zweimal als "Adventskalender" im Einsatz: Vormittags wurde er zum Laufpartner für seinen Nachbarn, den Abend ließ er gemeinsam mit sechs Nachbar:innen auf dem Weihnachtsmarkt ausklingen.

12. Dezember

"Meine Nachbarin hat für mich gekocht: Pasta Arrabiata! Es war köstlich", schwärmte Oswald. "Ein gelungener Abschluss von meinem harten Arbeitstag."

Auf gute Nachbarschaft stießen die beiden auch noch an und zum Nachtisch gab es Marzipan aus Lübeck.

Weihnachtlich gedeckter Tisch mit zwei Tellern Pasta Arrabiata und zwei Gläsern Rotwein
Abendessen mit einer Nachbarin (Bild: privat)

So ging die schöne Adventszeit weiter:

Am 18. Dezember ging Oswald mit einer Nachbarin laufen. Die beiden liefen eine gemeinsame Runde durch die Nachbarschaft. Mit einer weiteren Nachbarin traf er sich zum Wandern – durch beide Treffen wurden neue Traditionen gestartet, denn die Nachbar:innen verabreden sich bis heute zum gemeinsamen Laufen und Wandern. Am 20. Dezember las er für Nachbarskinder aus Kinderbüchern vor und freute sich über einen gemütlichen Nachmittag.

Oswald wurde es von den vielen positiven Reaktionen seiner Nachbarschaft bei nebenan.de ganz warm ums Herz. 28 Nachbar:innen reagierten mit einem „Danke“ auf sein Angebot; eine Nachbarin schrieb:

Es gibt doch noch Engel in Menschengestalt!

Durch seine Adventskalender-Treffen hat er viele neue Gesichter aus der Nachbarschaft kennengelernt.

Besonders berührt hat Oswald die Aktion, als er als Sinterklaas bei einer niederländischen Familie war und so dankbar von der kleinen Familie empfangen wurde. Dort ist er auch heute noch herzlich als Gast willkommen, ganz ohne Kostüm.

Am Ende seiner Aktion lautete sein Fazit:

Ich fühle mich sehr glücklich. Ich bin mir sicher, dass ich dem einen oder anderen einen Gedankenanstoß gegeben habe, Gutes zu tun, um Gutes zu empfangen.

Miteinander in der Nachbarschaft

Mit seiner Adventskalenderaktion wollte Oswald seine Nachbar:innen dazu motivieren, im Alltag die kleinen Dinge mehr wahrzunehmen und wertzuschätzen.

Auch über die Adventszeit hinaus versucht er, jeden Tag einen Menschen mit einer Aktion glücklich zu machen. Am Tag der Nachbarn half er dieses Jahr beispielsweise einer Nachbarin, ihre Umzugskartons in die Wohnung zu tragen. Für eine andere Nachbarsfamilie spielt er in diesem Jahr den Nikolaus.

„Wenn wir alle jeden Tag positive Akzente setzten, kommt der große Stein ins Rollen“, hofft er. Denn auch die kleinen Dinge machen die Welt im Ganzen ein Stückchen besser.

Der lebendige Adventskalender zieht nach Leipzig

Nachbar:innen beim lebendigen Adventskalender in Sachsen (Bild: privat)

Über einen ähnlich kreativen Adventskalender konnte sich im Jahr darauf die Nachbarschaft im Leipziger Waldstraßenviertel freuen:

Jeden Abend wurde hier von und für Nachbar:innen ein Fenster, eine Tür oder ein Tor geöffnet – mal mit einem weihnachtlichen Klavierstück, mal mit einem Korb voller Plätzchen. Und immer mit Raum zum gemeinsamen Singen, Erzählen, Lachen und Naschen.

Für dieses tolle Nachbarschaftsprojekt erhielten die Organisator:innen den Deutschen Nachbarschaftspreis 2021 für Sachsen.

Hinweis: Dieser Artikel wurde erstmals 2018 veröffentlicht. Wir haben Oswald nun erneut kontaktiert und nach seinen aktuellen Plänen für die Weihnachtszeit in der Nachbarschaft gefragt.


Willst du wissen, welche weihnachtlichen Aktionen sich deine Nachbar:innen einfallen lassen? Wirf einen Blick in die Beiträge bei nebenan.de

Jetzt Nachsehen
Johanna Falkenstein | nebenan.de

Johanna unterstützt das Kommunikationsteam von nebenan.de seit April 2018. Unter anderem beschäftigt sie sich mit Begegnungsformaten in der Nachbarschaft – online und offline.