Ein Blick in den im modernen weiß und schwarz gehaltenen Laden zeigt ein buntes Sortiment aus Postern, Keramik, Notizblöcken, Postkarten und vielem mehr. Auf der Ladentheke steht das runde Logo des Kollektiv Mainz
Kollektiv Mainz in Ingelheim am Rhein

Shopping trifft auf Inklusion – Kollektiv Mainz & in.betrieb im Interview


Wodurch zeichnet sich eine inklusive Nachbarschaft aus? Und wie lässt sich Inklusion mit lokalen Einkaufen verbinden? Wir haben beim Kollektiv Mainz und in.betrieb, einem Sozialunternehmen, das sich für die Belange von Menschen mit Behinderung einsetzt, nachgefragt.

Bettina und Daniela sind Referentinnen bei der in.betrieb gGmbH. Gemeinsam mit dem Kollektiv Mainz zeigen sie ganz konkret, wie sich Inklusion mit lokalem Einkaufen verbinden lässt: Mit dem Gewerbeprofil-Beitrag Shopping meets Inclusion: Kollektiv Mainz in Ingelheim kündigt das Kollektiv Mainz im Mai 2022 die Eröffnung eines Ladens in Ingelheim am Rhein an.

Das Besondere: Hier bringen sie inklusive Arbeitsplätze und ausgewählte nachhaltige Produkte zusammen. Wie das genau funktioniert, erzählen uns Bettina und Daniela im Interview.

Im Beitrag wird die Eröffnung des neuen Ladens mit inklusiven Arbeitsplätzen als Kooperation zwischen dem Kollektiv Mainz und der in.betrieb gGmbH angekündigt. Ein Foto zeigt einen Einblick in das Sortiment aus Postkarten und Keramiktassen
Ein Beitrag des Kollektiv Mainz im Gewerbeprofil bei nebenan.de

Wodurch zeichnet sich eine inklusive Nachbarschaft für euch aus?

Inklusion bedeutet, dass Menschen mit Behinderungen ganz selbstverständlich Teil der Gesellschaft sind und an jeglichen alltäglichen Aktivitäten ganz selbstverständlich teilhaben können. Und dazu gehört natürlich auch das Arbeitsleben.

Inklusion ist ein Menschenrecht. Kein Mensch darf ausgeschlossen, ausgegrenzt oder an den Rand gedrängt werden.

Für eine inklusive Nachbarschaft bedeutet das: Ganz einfach mit Menschen mit Behinderung in Kontakt kommen, sich ohne Berührungsängste unterhalten und die Menschen kennenlernen.

Dieses Ziel verfolgt ihr auch mit eurem Laden in Ingelheim am Rhein. Was macht euren Laden aus und inwiefern ist er inklusiv?

Patrick Francke ist einer der Mitarbeiter im Laden und seit Anfang an dabei

Bettina: Unser Kollektiv-Mainz Store versammelt (über-)regionale und einheimische junge Labels und Start Ups sowie kreative nachhaltige Produkte unter einem Dach. Wer auf der Suche nach fair produzierten Textilien, Schmuck, Geschirr und einer Vielfalt an Papeterie, abseits des Mainstreams ist, ist im Kollektiv Mainz genau richtig.

Menschen mit Behinderungen arbeiten hier im Verkauf und in der Kund:innenberatung – eigenständig und selbstbestimmt. Der Kontakt zwischen Kundschaft und Mitarbeitenden ist bei uns sehr wertvoll und wertschätzend.

Im Kern sieht unser Konzept so aus: Das Kollektiv Mainz übernimmt die gesamte Warenwirtschaft und unterstützt die Mitarbeiter:innen mit wertvollem Know-how – in.betrieb stellt die Räumlichkeiten und das Personal in Form der Werkstatt-Beschäftigten. Alle können sich so auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren. 

Bei nebenan.de findest du sowohl lokale Geschäfte und Services wie den Kollektiv Mainz Store als auch gemeinnützige Organisationen wie die in.betrieb gGmbH in deiner Umgebung. 

Welche Idee steckt hinter eurem Laden? 

Daniela: in.betrieb hat im März 2022 einen neuen Standort in Ingelheim eröffnet. Bei der Planung des neuen Standorts bestand von Anfang an die Idee, mit einem Laden die Inklusion in der Region voranzubringen. Neben unserer Werkstatt, der Tagesförderstätte, Wohnungen und Büros haben wir nun also erstmalig auch einen eigenen Laden im Haus.

Bettina: Die in unserem neuen Laden angesiedelten (Werkstatt-)Arbeitsplätze bieten ein interessantes, spannendes, aber auch herausforderndes neues Tätigkeitsfeld für die in der in.betrieb-Werkstatt arbeitenden Menschen mit Behinderung.

Auf der anderen Seite war das Ziel, Menschen aus der Region ganz niedrigschwellig und „locker“ in die Werkstatt und Tagesförderstätte zu ziehen und damit Kontakt und Austausch zu fördern. 

Wir wollen eventuell vorhandene Berührungsängste abbauen und die Nachbarschaft ermutigen, die Arbeit in einer Einrichtung der Behindertenhilfe kennenzulernen. Das ist für uns gelebte Inklusion!

Welche Reaktionen erhaltet ihr aus der Nachbarschaft?

Daniela: Die Rückmeldungen aus der Nachbarschaft sind durchweg positiv. Es kommen immer wieder Leute vorbei, die insbesondere durch die auffällige Fensterbeklebung – auch schon vor der Eröffnung – auf den Kollektiv-Laden aufmerksam geworden sind und sich umschauen möchten.

Um mit unseren Nachbar:innen in Kontakt zu bleiben sind wir neuerdings mit dem Gewerbeprofil bei nebenan.de angemeldet. Mit unserem Profil möchten wir mit Nachbar:innen in den Austausch treten, Veranstaltungen ankündigen, Neuigkeiten erzählen und unsere Ideen für eine inklusive Nachbarschaft teilen. 

Das Gewerbeprofil des Kollektiv Mainz besteh aus einem Titelbild
Das Gewerbeprofil des Kollektiv Mainz in Ingelheim
Die Idee hinter dem Gewerbeprofil finden wir großartig. Es vereint viele Angebote und Funktionen anderer Netzwerke, ausgerichtet auf alles, was man unter Nachbar:innen eben so kommuniziert.

In eurem Beitrag bei nebenan.de schreibt ihr von inklusiven Arbeitsplätzen in eurem Laden. Was macht eure Arbeitsplätze inklusiv?

Einen inklusiven Arbeitsplatz zeichnet aus, dass Menschen mit Behinderung in einem regulären Betrieb des allgemeinen Arbeitsmarkts arbeiten. 

Hierfür gibt es bei in.betrieb zwei Möglichkeiten:

  • Im Rahmen eines Außenarbeitsplatzes arbeiten Menschen mit Behinderung entweder allein oder auch als Außen-Arbeitsgruppe in einem regulären Betrieb auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt, sind aber formal weiter Beschäftigte der Werkstatt.

  • Über das Budget für Arbeit können Menschen mit Behinderung ein reguläres Arbeitsverhältnis auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt eingehen. Der einstellende Betrieb erhält dabei einen Lohnkostenzuschuss. Unsere Fachkräfte von in.betrieb begleiten Arbeitnehmer:innen und den Betrieb bis zu 30 Monate während des ganzen Prozesses. Ein Rückgang der Menschen mit Behinderung in die Werkstatt ist aber selbstverständlich dauerhaft sichergestellt.

Auf den großen Schaufenstern mit schwarzem Rahmen steht

Was wünscht ihr euch für die Zukunft eures Ladens?

Dass viele Menschen aus der Nachbarschaft einfach vorbeikommen, sich umschauen, was Schönes für gute Freund:innen (oder natürlich auch Nachbar:innen) oder sich selbst kaufen und gern regelmäßig wiederkommen.

Wir wünschen uns, dass unsere Kund:innen sich ein bisschen Zeit nehmen, entschleunigen, mit den Verkäufer:innen plaudern und gerne auch Fragen stellen. Mit ein wenig Interesse können wir alle zu einer guten, engen, offenen und hilfsbereiten Nachbarschaft beitragen.


Du möchtest mehr über kleine Geschäfte und selbstständige Services in deiner Umgebung erfahren? Entdecke ihre Geschichten im Menüpunkt Läden & Services bei nebenan.de.

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Charlotte Theill | nebenan.de

Charlotte verstärkt das Content Marketing Team von nebenan.de seit August 2020. Nach Abschluss ihres Masterstudiums Umweltinformation an der Berliner Hochschule für Technik schreibt sie freiberuflich für uns.