Bild: Tauschring Freising
Bild: Tauschring Freising

Der Tauschring Freising – organisiertes Geben und Nehmen in München


Dorina und Lutz aus München begeistern sich für ausgeglichenes Geben und Nehmen. Gemeinsam gründen sie in Freising einen Tauschring für mehr Nachbarschaftshilfe. Von ihrer Vision und der Umsetzung erzählen sie im Interview.

Bei einem Tauschring schließen sich Menschen zusammen, um untereinander Erfahrungen, Dienstleistungen, Wissen und Gegenstände zu tauschen – ganz ohne Geld. Durch solche Tauschringe soll sich die Abhängigkeit von Geld verringern, das soziale Miteinander gefördert und die Umwelt geschützt werden. Denn durch Tausch und Wiederverwendung entsteht weniger Müll und Ressourcen werden geschont.

Dorina und Lutz erzählen:

Wieso habt ihr einen Tauschring gegründet?

Bild: Tauschring Freising
Dorina und Lutz (Bild: Tauschring Freising)

„Wir haben beide eine reichhaltige Tauschring-Vergangenheit. Als wir beide im Landkreis Freising zusammengezogen sind, fehlte uns in Freising ein Tauschring. Den haben wir dann flugs selbst ins Leben gerufen. Damals waren wir beide bereits Teilnehmer im LETS Tauschring München, der dieses Jahr 25 Jahre alt geworden ist.

Motiviert haben uns vor allem unsere guten Erfahrungen aus anderen Tauschringen. Das Bedürfnis unseren Wohnort und die Leute vor Ort besser kennenzulernen spielen dabei auch eine wichtige Rolle: zu helfen, sich etwas Gutes leisten zu können, Spaß und Anerkennung zu haben. Wir sehen im Tauschen eine wichtige Ergänzung zu der Geld-basierten Wirtschaft.“

Was kann alles getauscht werden?

„Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Wir tauschen Dienstleistungen jeder Art, Gebrauchtwaren, verleihen Geräte, machen gemeinsame Unternehmungen, bieten Übernachtungs- und Ferienunterkünfte an.

Konkrete Beispiele sind Gartenarbeit, Fahrdienste, Hausarbeit, Tiersitting, Baby- und Kinderbetreuung, Bürodienste, Massagen, Fußpflege, Haare schneiden, Kochen und Backen und Sprach-Übersetzungen. Einmal wurde sogar eine ganze Tauschring-Hochzeit organisiert.“

Gibt es eine besonders schöne Anekdote von einem Tauschtreffen?

Bild: Tauschring Freising
Tauschring-Wanderung (Bild: Tauschring Freising)

„Bei den Tauschtreffen halten wir gelegentlich Vorträge, kochen zusammen indisch, machen Städtebesichtigungen und Wanderungen. Es gibt Vorstellungsrunden für neue Teilnehmer oder Interessenten, die zu uns stoßen. Wir fädeln Tauschgeschäfte ein und bringen auch Sachen zum Tauschen mit.

Uns fällt direkt eine Anekdote von einem Tauschgeschäft ein, das wir vermittelt haben: Eine Frau aus dem Tauschring sollte in Griechenland bei deutschen Tauschringlern das Haus und den Esel hüten, weil diese in den Urlaub fahren wollten. Sie hatte wunderbare drei Wochen.

Einen Tag vor der Abreise wurde sie so heftig von der Eselin getreten, dass sie weitere 3 Wochen bleiben musste, bis sie wieder ganz heil war. Sie hat uns das lachend berichtet, weil sie die Eselin sehr mochte."

Plant ihr in Zukunft noch weitere Tauschringe in München oder anderen Städten?

„Seit kurzem nutzen wir auch das Organisationsprofil von nebenan.de, um Nachbarn direkt auf unsere Arbeit aufmerksam zu machen. Wir haben leider noch nicht genug Zeit gefunden, diese Absicht in größerem Stil umzusetzen. Wir tauschen uns aber bereits mit den Nachbarn bei nebenan.de über den Tauschring Freising aus.

Außerhalb von nebenan.de sind wir immer wieder als Berater und "Geburtshelfer" gefragt, wenn es um Tauschring-Neugründungen geht, wie zuletzt beim Tausch-Kreis PAF. Wir betreiben die überregionale Tauschgemeinschaft "AcrossLETS", die vor allem für Unterkünfte auf Tauschbasis interessant ist. Insgesamt gibt es in München und Umgebung bereits zahlreiche Tauschringe, in ganz Deutschland schon mehr als 400.“


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Johanna Falkenstein | nebenan.de

Johanna unterstützt das Kommunikationsteam von nebenan.de seit April 2018. Unter anderem beschäftigt sie sich mit Begegnungsformaten in der Nachbarschaft – online und offline.