In Italien gelandet, in Deutschland angekommen
Eigentlich keine erwähnenswerte Geschichte und mit einem Wort erzählt: Wohnungssuche. Wären da nicht ein paar Besonderheiten, nämlich eine geflüchtete, wohnungssuchende Familie aus Nigeria mit fünf Kindern und sehr beschränkten Mitteln, aber alle beseelt vom Wunsch, in Deutschland anzukommen.
Der Reihe nach. Für meine Lebensmittelverteilungen an Nachbar:innen, die es brauchen, erhalte ich regelmäßig auch Ware vom Verein Heimatstern e.V., der sich in München und im ganzen Mittelmeerraum für Geflüchtete und Wohnungslose engagiert. Als ich letzte Woche wieder viele Steigen an Obst und Gemüse erhielt, bedankte ich mich bei Tilman Haerdle, einem Mitglied des Vorstands des Vereins, und ich wollte wissen, wie auch ich helfen könnte. Er meinte, es sei ihm eine Herzensangelegenheit, dass die siebenköpfige Familie Oro aus Nigeria, die der Verein seit über einem Jahr betreut und begleitet, endlich eine eigene Wohnung findet.
Endlich ankommen nach einer langen Reise
Denn seit ihrer Ankunft schlafen sie auf engstem Raum in Flüchtlingsunterkünften, entweder alle in einem Raum oder männliche und weibliche Familienmitglieder voneinander getrennt und je nach Unterkunft müssen sie diese am Morgen verlassen und dürfen erst am Abend wieder zurückkehren. Privatsphäre? Fehlanzeige. Dabei ist diese Familie eigentlich ein Musterbeispiel an Integrationsbereitschaft. Aus Afrika in Italien gestrandet und in Deutschland gelandet, war trotz der widrigen Umstände der Wille zur Integration da.
Festus, der Familienvater, fand eine sichere Vollzeitstelle, und Gladys, die Mutter einen Job als ordentlich angemeldete Betreuerin in Privathaushalten für Senioren. Beides keine Jobs, mit denen man sich eine große Wohnung leisten kann. Die älteste Tochter macht eine Pflegerinnen-Ausbildung in Deutschland. Drei schulpflichtige Kinder gehen regelmäßig zur Schule und sind trotz vieler unfreiwilliger Unterkunftswechsel nie sitzengeblieben. Keine optimalen Bedingungen und trotzdem behauptet sich die Familie gut in unserem Land.
Wohnungssuche in München: Eine scheinbar aussichtslose Situation
Doch es kommt der Moment, wo der beste Integrationswille seine Grenzen hat. Ohne Wohnung kein dauerhaftes Aufenthaltsrecht, ohne Aufenthaltsrecht kein Kindergeld und Kinderzuschlag, ohne dieses keine Chance, sich eine Wohnung leisten zu können, in der sieben Personen dauerhaft und menschenwürdig leben können. Diesen Teufelskreis galt es zu durchbrechen.
Ich habe mir Tilman Haerdles Herzensangelegenheit zu meiner eigenen gemacht und auf dem Nachbarschaftsnetzwerk nebenan.de einen Aufruf gestartet, mit dem ich inzwischen 6.400 Nachbarn im Umkreis von etwa eineinhalb Kilometern in München-Schwabing erreichte. In meinem Beitrag beschrieb ich die Familie, ihre Herkunft und ihr Schicksal und hoffte, dass die Nachbar:innen bei nebenan einen Tipp geben können, wie Familie Oro eine bezahlbare Bleibe finden könnte.
Besonders in München, wo 20 EUR pro Quadratmeter schon fast normal sind, ist es eigentlich unmöglich, eine ausreichend große, bezahlbare Unterkunft für eine Familie mit fünf Kindern zu finden. Es gibt zu wenig große Wohnungen und viele Vermieter:innen scheuen Mieter:innen mit vielen Kindern. Auch ein Migrationshintergrund und der unsichere soziale Status führen häufig zu Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt.
Erfolgreiche Wohnungssuche bei nebenan.de
Doch nebenan.de wirkt! Und hat das kleine Wunder möglich gemacht. Am Donnerstag Abend schrieb ich auf nebenan.de den Beitrag und schon am Freitag Mittag meldete sich bei mir ein älteres Ehepaar, Almuth und Peter Berger. Wir kennen uns schon seit geraumer Zeit durch verschiedene nachbarschaftliche Aktivitäten und wir schätzen einander sehr. Almuth und Peter verfügten über eine zufällig gerade leerstehende, aber möblierte Wohnung mit ausreichend Platz für sieben Personen. Dann ging alles recht schnell.
Schon am Freitag folgte ein Treffen mit den möglichen Vermietern, den Vorständen Petra Lehmann und Tilman Haerdle vom Heimatstern und mir. Peter war sehr großherzig und kam mit der Miete sehr entgegen, Heimatstern stellte eine Bürgschaft in Aussicht und bereits am Montag wurde der Mietvertrag unterschrieben. Schon am Dienstag verbrachte Familie Oro die erste Nacht in ihrem neuen Zuhause.
Doch es kam noch besser: noch vor dem Einzug von Familie Oro haben bereits die ersten Nachbar:innen ihre Unterstützung angeboten. Die neuen Vermieter:innen Almuth und Peter Berger waren begeistert:
Getragen vom gemeinsamen Wunsch, sich beizustehen als Mensch und auch als Nachbar:in des Nachbarschaftsnetzwerkes nebenan.de, das eigentlich das gute Ende der Geschichte erst durch die Vernetzung von Nachbar:innen ermöglichte, gibt es auch in Coronazeiten manchmal ein Happy-End.
Willst du dich gemeinsam mit deinen Nachbar:innen engagieren?
Finde Mitstreiter:innen in deiner Nachbarschaft bei nebenan.de!