Das sind die Landessieger vom Deutschen Nachbarschaftspreis 2019 – Publikumspreis geht nach Sachsen
Alter (Baden-Württemberg)
Vom Parkplatz zur Aktionsfläche: In der Mannheimer Neckarstadt verwandeln junge Engagierte ein brachliegendes Parkplatzgelände in einen Treffpunkt für Spiel, Sport, Spaß und Kreativität.
„Das Projekt zeigt, wie aus Einzelinitiativen Großes entstehen kann. Von der Idee zum Konzept und vom Konzept zum Projekt: aus einem angstbesetzten Stadtteilparkplatz entsteht durch das Engagement weniger ein kultureller und sportlicher Mitmachort", sagt Johannes Fuchs vom Landesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagements Baden-Württemberg, Mitglied der Landesjury Baden-Württemberg.
Transition Regensburg (Bayern)
Nachbarschaftswerkstatt, Umsonstladen und Gemeinschaftsgärten: Die Bürgerinitiative gestaltet den Wandel zu einer nachhaltigen Stadt seit 7 Jahren aktiv mit.
„Sehr inspirierendes und kreatives Projekt mit beeindruckender Entwicklung. Eine Initiative, die sich traut neue Wege zu gehen und aufzeigt, dass Alternativen gemeinsam möglich sind”, sagt Johanna Rapp vom Impact Hub München, Mitglied der Landesjury Bayern.
Shalom Rollberg (Berlin)
Die Initiative setzt sich seit 2012 erfolgreich für die Prävention und Bekämpfung von Antisemitismus im Rollbergviertel von Berlin-Neukölln ein.
„Ein Projekt, das sich dem Abbau von Vorurteilen durch gelebte Vielfalt und persönliche Begegnungen widmet, den Zahn der Zeit trifft und an vielen Orten in Deutschland umgesetzt werden sollte”, sagt Katarina Peranic von der Stiftung Bürgermut, Mitglied der Landesjury Berlin.
Stinknormale Superhelden e.V. (Brandenburg)
Eine Gruppe junger Leute, die Kinder in Superheldenkostümen für Umweltschutz sensibilisiert, den “Stinknormalen Stadtgarten” pflegt und sich für Obdachlose engagiert.
„Die jetzt wichtigsten Themen werden nicht superernst, sondern kreativ verpackt rübergebracht. Das spricht Alt und Jung gleichermaßen an”, sagt Dr. Marietta Eisenhauer von der Staatskanzlei des Landes Brandenburg, Mitglied der Landesjury Brandenburg.
KlimaWerkStadt (Bremen)
Für gutes Klima in der Nachbarschaft: Die KlimaWerkStadt ist ein Begegnungsort, an dem sich Nachbar*innen zu Workshops und Veranstaltungen rund ums Thema Klimaschutz austauschen.
„Das besondere an der KlimaWerkStadt ist für mich, dass sie eine Vielzahl von Möglichkeiten der Selbstorganisation für eine nachhaltige Welt ganz konkret erlebbar und leicht umsetzbar macht. Ob Repair-Café, Materialfundus, Brotaufstriche - die Initiativen laden ein, mitzumachen, mitzudenken und selbst aktiv zu werden. Im eigenen Stadtteil, im eigenen Alltag”, sagt Insa Sommer vom Deutschen Städtetag - Landesverband Bremen, Mitglied der Landesjury Bremen.
Alte Schule (Hamburg)
Raus aus den Unterkünften – rein ins Quartier: In Niendorf bringt das Begegnungszentrum Geflüchtete und Anwohner*innen zum Austauschen, Spielen, Lernen und Feiern zusammen.
„Die Unterstützung von ehrenamtlichen Projekten, die in außergewöhnlicher Weise Integrationsarbeit für Geflüchtete leisten, gilt es in besonderer Weise zu würdigen, anzuerkennen und zu unterstützen. Der Aufbau von Begegnungszentren ist wichtig, um gerade Ehrenamtlichen einen Ort zu geben, wo sie gemeinschaftlich Hilfe und Unterstützung anbieten können und auch zur Selbsthilfe motivieren können”, sagt Verena Gernert, Gebietskoordinatorin Stadt Hamburg und Mitglied der Landesjury Hamburg.
Kulturzentrum Alte Wache Oberstedten (Hessen)
Die Alte Wache in Oberursel bringt als “Wohnzimmer für den Stadtteil” seit 2010 Menschen aus der Nachbarschaft zusammen – im Café, auf der Kleinkunstbühne oder im DIY-Laden.
„Eine hauptamtliche Kraft und hundert Ehrenamtler erreichen viertausend Menschen in einem Jahr. Dies in einer Kulturstätte, in der sich offensichtlich alle Nachbarn willkommen und zum Erleben der Gemeinschaft eingeladen fühlen. Die Ideen und Aktionen sind es wert, kopiert zu werden”, sagt Stephan Gieseler vom Hessischen Städtetag, Mitglied der Landesjury Hessen.
CARIbuni Stadtteiltreff (Mecklenburg-Vorpommern)
Der Stadtteiltreff des Caritasverbands ist offen für Menschen jeglichen Alters und Herkunft und leistet seit 2011 einen erheblichen Beitrag zu einer friedvollen Nachbarschaft in Datzeberg, Neubrandenburg.
„Das Projekt überzeugt durch den generationsübergreifenden Ansatz in einem Stadtteil, der als sozialer Brennpunkt einzuordnen ist. Die zahlreichen Angebote ermöglichen Begegnungen für verschiedene gesellschaftliche Gruppen und fördern dadurch das Verständnis füreinander”, sagt Claudia Ring vom Ministerium für Soziales, Integration und Gleichstellung Mecklenburg Vorpommern, Mitglied der Landesjury Mecklenburg-Vorpommern.
PLATZProjekt Hannover (Niedersachsen)
Im Stadtteil Linden in Hannover schafft es eine rein ehrenamtliche Gruppe, eine Brachfläche zu einem soziokulturellen und kreativwirtschaftlichen Hotspot umzubauen und stärkt so das kreative Miteinander der Nachbar*innen.
„Toll am PLATZprojekt ist, dass wirklich jeder mit seinen Ideen landen kann, dass sich Möglichkeiten zum Ausprobieren bieten und viele Menschen mit einbezogen werden können. Super, dass so unbürokratisch wie möglich gearbeitet wird”, sagt Katja Jelinek vom Caspo e.V., dem Landessieger Niedersachsen 2018, und Mitglied der Landesjury Niedersachsen.
Fachgeschäft für Stadtwandel Essen (NRW)
In Essen ist eine Keimzelle für nachhaltige Ideen, Nachbarschaftsprojekte und Integration entstanden: U.a. gibt es in diesem Fachgeschäft einen kostenlosen Lastenrad-Verleih, Foodsharing, eine Werkstatt und eine Wandelbibliothek für alle Nachbar*innen.
„Vielfältig, nachhaltig und lokal - das Projekt Fachgeschäft für Stadtwandel hat viele nachahmenswerte Facetten. Die Verortung als Fachgeschäft eröffnet neue Möglichkeiten”, sagt Dr. Timo Munzinger vom Städtetag Nordrhein-Westfalen, Mitglied der Landesjury NRW.
Älterwerden in der Grafschaft mitgestalten (Rheinland-Pfalz)
"Gemeinsam statt einsam” ist das Motto des Quartierprojekts, das die Grafschafter Senior*innen in Ahrweiler durch ein höchstes Maß an Selbstbestimmung mit zielgenauen Angeboten unterstützt und befähigt.
„Wie das Älterwerden in einer sich ändernden Welt so gelingen kann, dass Menschen sich wohl und geborgen fühlen. Selbstbestimmung, gute Zusammenarbeit mit Netzwerken und Institutionen sowie Kreativität gehören ebenso dazu wie Verantwortung für andere und die Gemeinschaft und das gemeinsame Engagement”, sagt Birger Hartnuß der Leitstelle Ehrenamt und Bürgerbeteiligung Rheinland-Pfalz, Mitglied der Landesjury Rheinland-Pfalz.
Mehrgenerationendorf Bietzerberg (Saarland)
Eine Dorfgemeinschaft ersetzt die Großfamilie: Im rein ehrenamtlich sanierten Pfarrhaus wirken Nachbar*innen Alterseinsamkeit entgegen, entlasten bei der Pflege von Angehörigen und greifen da unter die Arme, wo familiäre Strukturen nicht mehr ausreichen.
„Das Projekt gibt eine überzeugende Antwort auf die Herausforderung des demografischen Wandels und ist somit beispielhaft für aktive Nachbarschaftshilfe. Das verstetigte Engagement zeigt den Erfolg der langen Arbeit. Das Projekt regt zum Nachahmen an und ist in vollem Umfang vorbildlich. Dadurch wird die Dorfgemeinschaft gestärkt und gefördert”, sagt Christian Düppre von der IHK Saarland, Mitglied der Landesjury Saarland.
UFER-Projekte Dresden e.V. (Sachsen)
Engagierte Nachbarn schaffen urbane Freiräume: Mit selbstorganisierten Gemeinschaftsgärten und Bildungsangeboten wird ganz praktisch sichtbar, wie der nachhaltige Umgang mit Ressourcen aussehen kann.
„Urban Gardening trifft das Interesse vieler Menschen und trägt gleichzeitig erheblich zur Verbesserung des Wohnumfeldes sowie gleichermaßen der städtischen Flora und Fauna bei. Innovativ am Projekt ist, dass viele kleine Flächen ein Dach haben und eine wachsende Lobby geschaffen wird, dadurch entsteht eine neue Qualität der Nachhaltigkeit und des Wissenstransfers”, sagt Birgit Höppner-Böhme von der Landesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen Sachsen, Mitglied der Landesjury Sachsen.
Seniorenbesuchsdienst KlingelZeichen in Halle (Sachsen-Anhalt))
Über 100 Ehrenamtliche in Halle (Saale) wirken seit 2010 der Vereinsamung im Alter aktiv entgegen, indem sie Senior*innen Zeit für Gespräche, Spaziergänge oder andere Aktivitäten schenken.
„Der Name "Klingelzeichen" sagt schon aus, dass auf die Menschen mit Bedarf zugegangen wird. Dieser Ansatz wirkt auf eine breite Bevölkerungsschicht, da auch nicht mobile Menschen aktiv unterstützt werden. Es ist ein Miteinander von Jung und Alt! Es ist ein ehrenamtliches Quartiersmanagement und andere können davon lernen, vom sozialen Miteinander”, sagt Steffen Meyrich von der DAK Landesvertretung Sachsen-Anhalt, Mitglied der Landesjury Sachsen-Anhalt.
SchanZe (Schleswig-Holstein)
In Bad Oldesloe fehlten Begegnungsorte zwischen Nachbar*innen, doch seit 2012 durchbricht die SchanZe die Spirale der Vereinsamung mit wöchentlichen Veranstaltungen und wechselnden Aktionen.
„Soziale und kulturelle Anregungen und gegenseitige Unterstützung und Hilfe in der Nachbarschaft in einem strukturschwachen Quartier sind im Projekt SchanZe nachhaltig verankert. Respekt vor dieser Gemeinschaftsleistung und den Ehrenamtlern. Ein Projekt, dass für viele ähnlich strukturierte Quartiere ein Vorbild sein kann”, sagt Heidrun Buhse vom Ministerium für Inneres, ländliche Räume und Integration des Landes Schleswig-Holstein, Mitglied der Landesjury Schleswig-Holstein.
Gemeinschaft Kunterbunt (Thüringen)
Die 1.700 Bewohner der drei Dörfer Rückersdorf, Haselbach und Reust treffen sich seit zwei Jahren zu regelmäßigen Freizeitaktivitäten und holen insbesondere ältere Menschen damit aus der Einsamkeit zurück in die Gesellschaft.
„Die Initiative ist in dieser Region (sehr ländlich und regional an der Landesgrenze) für den Zusammenhalt und das lebenswerte Leben in den Dörfern wichtig und prägend. Aus der Initiative entsteht der Zusammenhalt. Nur mit gemeinschaftlichen Aktivitäten kann dem demografischen Wandel begegnet werden”, sagt Brigitte Manke von der Thüringer Ehrenamtsstiftung, Mitglied der Landesjury Thüringen.
Nachbarschaftsverein Goase aus Leipzig "Publikumssieger"
Der Leipziger Nachbarschaftsverein hat aus einem 95 Jahre alten Haus und dem 3.600qm großen Garten einen kulturellen Begegnungsort für die Nachbarschaft geschaffen.
„Einsamkeit trifft Jung und Alt verschiedener Einkommensklassen und prägt sich vor allem in Großstädten immer stärker aus. Der Nachbarschaftsverein ist beispielhaft für alternative Formen des Zusammenlebens und sensibilisiert durch seine Projekte für ein ressourcenschonendes Leben”, sagt Christine Enenkel von der DAK Landesvertretung Sachsen, Mitglied der Landesjury Sachsen.