Blindenhund führt Mensch durch die Straßen
Symbolbild: unsplash.com

Johannes aus Berlin: „In meiner Nachbarschaft ist Hilfe selbstverständlich“


Johannes und sein Blindenführhund Goya sind in ihrer Berliner Nachbarschaft ein bekanntes Gespann. Seit er die Nachbarschaftsplattform nebenan.de für sich entdeckt hat, nimmt er seinen Kiez noch viel lebendiger wahr und weiß: Hier funktioniert Nachbarschaftshilfe.

Johannes am Meer (Bild: Privat)

Schon seit 13 Jahren lebt Johannes in Berlin. Wenn er nicht gerade an seiner Masterarbeit schreibt oder bei seiner Freundin Lisa in Kiel ist, spaziert er gerne mit seinem schwarzen Labrador Goya durch seinen Schöneberger Kiez „Rote Insel Süd“.

Als der 40-Jährige vor zwei Jahren einen Einladungszettel zu der Nachbarschaftsplattform nebenan.de im Briefkasten findet und ihn sich vorlesen lässt beschließt er: Da mache ich mit!

Das Internet als Mittel zum Zweck

Laut dem Blinden- und Sehbehindertenverband Niedersachsen e.V., kurz BVN, leben in Deutschland über 155.000 blinde und rund 500.000 sehbehinderte Menschen. Johannes ist einer von ihnen. Über nebenan.de tauscht er sich online mit seinen Nachbar:innen aus und vernetzt sich mit ihnen.

Für „Sehende“ kann es schwer nachvollziehbar sein, wie man sich ohne zu sehen im Internet zurechtfinden kann. Für Blinde und Sehbehinderte gibt es eine Vielzahl von Software und Geräten, die zum Beispiel Text auf dem Bildschirm in Sprache oder Blindenschrift umwandeln. Mit solchen Hilfsmitteln können Menschen mit Seheinschränkungen Computer benutzen und im Internet surfen. Dank solcher Hilfsmittel konnte sich Johannes online bei nebenan.de anmelden und mit seinen Nachbar:innen vernetzen.

nebenan.de ist ein guter Weg, findet Johannes, um über Ereignisse in seiner Nachbarschaft auf dem Laufenden zu bleiben und am nachbarschaftlichen Geschehen teilzuhaben. Auf der Straße fällt ihm genau das schwer, weil ihm Plakate, Aufsteller und Ähnliches nicht gerade ins Auge stechen.

Ich weiß, dass es viele beeinträchtigte Menschen gibt, die alleine sind. Es gibt einfach Defizite in der Kommunikation, wenn ich keinen Augenkontakt aufbauen kann und mein Gegenüber nicht merkt, dass ich blind bin oder deshalb unsicher ist.

Online auf einander zugehen

Die Nachbarschaftsplattform bietet viele Möglichkeiten, um neue Kontakte zu finden und Hilfe zu bekommen, weiß Johannes. Er hat bei nebenan.de schon einiges erlebt. Unter anderem hat er mit einer Nachbarin im vergangenen Winter eine kleine Weihnachtsmarkt-Tour gemacht, und das ganz spontan.

„Ich habe am Vormittag gefragt, ob mich jemand auf einen schwedischen Weihnachtsmarkt begleiten will und Heidi hat direkt geantwortet. Das war total unkompliziert“, erzählt Johannes begeistert. Und weil der Ausflug beiden so gut gefallen hat, haben sie eine Woche später noch einen weiteren Weihnachtsmarkt gemeinsam besucht. Dieser Kontakt wäre offline womöglich nie zustande gekommen.

Johannes lebt allein mit seinem Hund Goya und ab und zu findet er sich in Situationen wieder, in denen er einfach Hilfe von zwei sehenden Augen braucht. Wie viele andere Nutzer:innen von nebenan.de ist Johannes froh, dass er sich gelegentlich hilfesuchend an seine Nachbarschaft wenden kann:

(Screenshot: nebenan.de)

„Liebe Nachbar*innen,

Ich suche jemanden, der für mich einen Text ausdrucken und mir den Ausdruck vorbeibringen kann. Ich habe es mit meinem eigenen Laserdrucker versucht, aber der druckt – soweit ich es überprüfen konnte, nicht mehr.

Ich muss diesen Text, einen Antrag für ein Blindenhilfsmittel, schnell abgeben (dir Ämter brauchen ja immer so lange zum Bearbeiten). Wäre toll, wenn mir jemand helfen könnte.

Danke und viele Grüße, Johannes“

Auf die Nachbarschaft ist Verlass

Nach nur wenigen Minuten reagiert seine Nachbarin Gudrun auf seinen digitalen Hilferuf. Johannes kann aufatmen, sein Problem ist gelöst und der Antrag so gut wie auf dem Weg zum Amt. Neben Gudrun haben noch vier weitere Nachbar:innen ihre Hilfe angeboten.

Über diese spontane und große Hilfsbereitschaft seiner Nachbar:innen freut Johannes sich immer wieder: Als er sein neues Notebook einrichten muss, kommt ein Nachbar vorbei und hilft; als der Computer Probleme macht, bekommt Johannes wieder Hilfe aus der Nachbarschaft und als sein Drucker nicht mehr druckt, bietet sein Nachbar Marco an, den neuen Toner zu besorgen und ihn einzulegen.

„Es gibt viele Menschen, die im Gespräch auf der Straße darauf hinweisen, sie hätten mich und Goya schon öfter auf der Roten Insel gesehen“, freut sich Johannes. „Wenn ich bei nebenan.de mit Nachbar:innen in Kontakt komme, bekomme ich häufig dieselbe Rückmeldung.“ Das findet er schön, denn ohne den nachbarschaftlichen Austausch würde er nicht mitbekommen, dass so viele Menschen, ihn als Teil der nachbarschaftlichen Gemeinschaft wahrnehmen.

Hinweis: Dieser Beitrag wurde 2019 veröffentlicht und am 16. Juni 2022 aktualisiert.


Willst du deine Nachbar:innen auch besser kennenlernen?
Dann werde jetzt Mitglied bei nebenan.de, Deutschlands größtem Netzwerk für Nachbar:innen.

Jetzt Registrieren
Johanna Falkenstein | nebenan.de

Johanna unterstützt das Kommunikationsteam von nebenan.de seit April 2018. Unter anderem beschäftigt sie sich mit Begegnungsformaten in der Nachbarschaft – online und offline.